
Burg Hiroshima
Während meines Urlaubes in Japan im Frühjahr dieses Jahres, hatte ich die Gelegenheit zumindest eine der berühmten japanischen Burganlagen zu besuchen. Es gab einst mehr als 5.000 solcher Burgen in Japan, von denen heute aber nur noch eine Handvoll im ursprünglichen Zustand erhalten sind. In diesem Bericht wird es um die Burg Hiroshima sowie die Funktion und Konstruktion einer sogenannten Niederungsburg (hirajiro) gehen.

Einleitung
Der Bau der Burg Hiroshima, manchmal auch Karpfenburg genannt, wurde von Mōri Terumoto, einer aus Toyotomi Hideyoshis Rat der Fünf Regenten, im Jahr 1589 begonnen. Die Burganlage wurde in der Flussmündung des Otagawa errichtet. Zu jener Zeit gab es die Stadt Hiroshima noch nicht und das Gebiet wurde Gokamura, fünf Siedlungen, genannt. Ab 1591 regierten die Mōri neun Provinzen von der Burg aus, einschließlich großer Teile der heutigen Präfekturen Shimane, Yamaguchi, Tottori, Okayama und Hiroshima. Die Mōri waren eine Familie des japanischen Adels, die aus der Provinz Aki stammte. Zu Beginn der Sengoku-Zeit (1497–1571) gelang es dem Mori-Clan, seine Macht auf die ganze Provinz Aki und dann auf die Nachbarprovinzen auszudehnen. Das Oberhaupt der Mōri stieg so vom lokalen Gokenin zum Daimyō auf.

Ausbreitung des Einflussgebietes des Mori-Clans

Die Geografie des Otagawa-Deltas in der Mitte des 16. Jahrhunderts, also vor dem Bau der Burganlage.

Die heute vielen hundert Kois im Burggraben unterstreichen noch einmal den Namen „Karpfenburg“.
Entwicklung
Die japanische Burg entwickelte sich aus Festungen mit hölzernen Palisaden früher Jahrhunderte und erhielt ihre typische Form erst im 16. Jahrhundert, der sogenannten Sengoku-Zeit. Ursprünglich als Festungen zur militärischen Verteidigung konzipiert, wurden japanische Burgen an strategischen Orten errichtet, typischerweise entlang von Handelsrouten, Straßen und Flüssen. Vor der Sengoku-Zeit baute man Burgen ausschließlich auf Hügeln oder Bergen und diese wurden deshalb yamajiro (Gebirgsburgen) genannt. Beim Bau dieser Burgen wurden zunächst die Bäume auf den Hügelkuppen beseitigt, und der Fels und Boden des Berges in grobe Befestigungsanlagen geformt. Es wurden Gräben als Hindernis für Angreifer gezogen und Steine bereitgelegt, um sie auf diese hinabzurollen. Burggräben wurden durch Umleiten von Gebirgsflüssen geschaffen. Doch schließlich kam die Steinbasis für die Burg in Gebrauch. Hierbei wurde der Gipfel des Hügels in eine Schicht kleiner Kieselsteine eingeschlossen, auf die ohne Mörtel eine Schicht größerer Steine gesetzt wurde. Diese Abstützung erlaubte größere, schwerere und dauerhaftere Bauwerke zu errichten und führte zur Entwicklung der „typisch japanischen“ Burgkonstruktion.

Die innere Burganlage von Hiroshima
Der Ōnin-Krieg, der 1467 ausbrach, markierte den Beginn einer 147 Jahre dauernden, umfassenden Kriegsführung, der sogenannten Sengoku-Zeit. Als regionale Beamte zu Daimyōs wurden und das Land in einen Krieg versank, begannen sie rasch, ihre Machtbasen auszubauen, ihre Hauptresidenzen zu sichern und zusätzliche Befestigungen an taktisch vorteilhaften oder wichtigen Standorten zu errichten. Ursprünglich als rein defensive Strukturen oder als Rückzugsfestungen konzipiert, in denen ein Lord Zeiten der Gewalt in seinem Land sicher überstehen konnte, entwickelten sich viele dieser Bergburgen im Laufe der Sengoku-Zeit zu ständigen Residenzen mit kunstvollen Außenanlagen und luxuriösen Innenräumen. Im Jahr 1576 war Oda Nobunaga einer der Ersten, der eine dieser palastartigen Burgen erbaute. Einige besonders mächtige Familien kontrollierten nicht nur eine, sondern eine ganze Kette von Burgen, die aus einer Hauptburg (honjō) und einer Anzahl über ihr Territorium verteilter Nebenburgen (shijō) bestanden. Obwohl auch die shijō manchmal voll ausgebaute Burgen mit Steinbasen waren, bestanden sie oft nur aus Holz und Erdwerken und dienten eher der Kommunikation als zu militärischen Zwecken. Eine Burganlage (jōkaku) in der Sengoku-Zeit bestand meist aus mehreren Festungsringen. Der innerste Ring wurde Hauptring (hon-maru) genannt. Er besteht aus Verteidigungsanlagen sowie dem Burgturm. Weitere Gebiete darum wurden 2. Ring (ni-no-maru), 3. Ring (san-no-maru) usw. genannt, wobei diese nicht immer vollständige Ringe sein mussten. Die oft weitläufige Residenz (goten) bestand aus Empfangs- und Wohnräumen sowie den Haushaltsräumen (ō-oku). Man unterscheidet je nach Lage des Hauptringes drei Typen von Burganlagen; die Hügelburg (hirayamajiro), die Bergburg (yamajiro) sowie die Niederungsburg (hirajiro), zu der auch die Burg Hiroshima zählt.

Diese sehr schöne alte Karte aus dem Jahr 1646 zeigt den gesamten Komplex der Burganlage sowie die sie umgebene Stadt Hiroshima in der Flussmündung.
Layout
Die primäre Verteidigungsmethode lag in der Anordnung der Vorburgen, die maru oder kuruwa genannt wurden. Maru, was „rund“ oder „Kreis“ bedeutet, bezieht sich hier auf Teile der Burg, die durch Innenhöfe getrennt sind. Einige Burgen waren in konzentrischen Kreisen angeordnet, wobei jede Maru innerhalb der letzten lag, während andere ihre Maru in einer Reihe hintereinander positionierten. Die meisten verwendeten eine Kombination dieser beiden Layouts. Die „zentralste Vorburg“, in der sich der Bergfried befand, wurde honmaru genannt, und die zweite und dritte wurden als ni-no-maru bzw. san-no-maru bezeichnet. In diesen Bereichen befanden sich der Hauptturm und die Residenz des Daimyō, die Lagerräume sowie die Wohnräume der Garnison.

Im Burg-Modell des Museums sind gut Layout und Struktur der Burganlage und der Burgstadt zu erkennen.


Und noch einmal die gesamte Anlage als historische Karte.
Die Anordnung von Toren und Mauern stellt einen der wichtigsten taktischen Unterschiede in der Gestaltung zwischen der japanischen Burg und ihrem europäischen Pendant dar. Ein komplexes System aus vielen Toren und Höfen, die zum zentralen Bergfried führen, dient als eines der wichtigsten Verteidigungselemente. Da Belagerungen selten mit der vollständigen Zerstörung von Mauern einhergingen, konnten Burgenbauer und deren Verteidiger die Wege vorhersehen, auf denen sich ein Angreifer durch die Anlage bewegen würde. Wenn ein Angreifer die äußeren Ringe durchquerte, befand er sich direkt unter Öffnungen, aus denen Steine, heißer Sand oder andere Dinge auf ihn geworfen sowie Geschosse auf ihn abgefeuert werden konnten.

Blick durch die Öffnungen zum Abwerfen von Steinen auf Feinde, welche den Burgsockel erklimmen wollen.

Diese Bild zeigt eine Wurföffnung der Burg Himeji.

Die Zeichnung zeigt die Verteidigungsanlagen des Hauptturmes, zu denen Abwurföffnungen und Schießscharten gehörten.
Tore wurden oft an Engstellen oder einfach im rechten Winkel innerhalb eines quadratischen Innenhofs platziert, um den Invasionstruppen eine zusammengedrängte Formation aufzuzwingen. Durchgänge führten häufig in Sackgassen, und die Anordnung hinderte Eindringlinge oft daran zu sehen, wohin verschiedene Durchgänge führen könnten. All dies machten es Angreifern fast unmöglich, direkt zum Bergfried zu gelangen. Die Angreifer waren somit gezwungen, mehr oder weniger in einer Spirale um den Komplex herum zu wandern und sich allmählich dem Zentrum zu nähern, während sich die Verteidiger auf die Schlacht vorbereiteten und Pfeile auf ihn regnen ließen.

Die Vorburg von Hiroshima mit dem großen Tor.
Ein besonderes Merkmal der Burg Hiroshima war die Nutzung von Flüssen zur Verteidigung. Die Ufer der Inseln, auf denen die Burg stand, waren höher angelegt als das gegenüberliegende Ufer. Im Falle eines Angriffes sollten die kleineren Uferböschungen zerstört werden, um das feindliche Lager zu überfluten und Verwirrung zu stiften.

Einige Abschnitte der Wassergräben (Hori) der Burg Hiroshima waren einst an ihrer weitesten Stelle über 100 Meter breit. Da sie mit schweren Rüstungen fast unmöglich zu überqueren waren, spielten diese Wassergräben eine wichtige Rolle bei der Verteidigung der Burg.


Blick vom Hauptturm auf den breiten Burggraben.
Mauern und Fundamente
Die Familie Anō aus der Provinz Ōmi war im späten 16. Jahrhundert die führenden Burgarchitekten und bekannt für den Bau der 45-Grad-Steinsockel, die für Bergfriede, Torhäuser und Ecktürme verwendet wurden, was schließlich auch den Bau der Niederungsburgen ermöglichte. Japanische Burgen hatten, wie ihre europäischen Verwandten, massive Steinmauern und weite Gräben. Unter den Gelehrten herrscht Uneinigkeit darüber, ob diese Steinsockel leicht zu erklimmen waren oder nicht. Einige argumentieren, dass man mit Händen und Füßen leicht über Steine klettern konnte, während andere entgegnen, dass die Fundamente zu steil dafür waren und einzelne Steine bis zu 6 m hoch sein konnten, was es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich machte, sie zu erklimmen. Zudem wurde eine Reihe von Maßnahmen erdacht, um Angreifer von den Mauern fernzuhalten und sie daran zu hindern, die Burg zu erklimmen, darunter Töpfe mit heißem Sand, Geschützstellungen und Scharten, aus denen die Verteidiger auf die Angreifer schießen konnten, während sie immer noch volle Deckung hatten.




Räume in den Wänden, von denen aus geschossen werden konnte, wurden Sama genannt. Pfeilschlitze wurden Yasama genannt, Geschützstellungen Tepposama und die selteneren, späteren Kanonenräume wurden als Taihosama bezeichnet. Andere Taktiken, um die Angreifer daran zu hindern, sich den Mauern zu nähern, waren Krähenfüße, Bambusspitzen, die diagonal in den Boden gepflanzt wurden, oder die Verwendung von gefällten Bäumen, deren Äste nach außen zeigten und ein Hindernis für eine herannahende Armee darstellten (abatis). Viele Burgen hatten auch Falltüren in ihre Türme eingebaut, und einige hingen sogar Baumstämme an Seilen, um sie auf Angreifer fallen zu lassen.



Die kleinen dreieckigen Löcher in den Wänden werden Sama genannt. Aus diesen Löchern konnte man Luntenschloss-Musketen oder Bögen abfeuern.

Quadratische und dreieckige Löcher dienten zum Abfeuern der Musketen.


Die längeren rechteckigen Löcher dienten zum Abschießen von Pfeilen.
Palisaden und Wehrmauern säumten die Spitze der Burgmauern, und entlang der Palisaden wurden Bäume, in der Regel Kiefern, gepflanzt, welche die Ewigkeit oder Unsterblichkeit symbolisierten. Diese Bäume dienten einem doppelten Zweck. Zum einen sollten sie dem Haus eines Daimyō als Garten dienen und zum anderen das Innere des Burggeländes vor Spionen oder Kundschaftern verbergen.


Tore und Türme
Japanische Burgen besaßen auch eine Vielzahl von Toren, von denen einige einfach und andere recht kunstvoll waren. Viele von ihnen waren Yaguramon, wörtlich „Turmtore“, also große Torhäuser mit einem Turm, der sich am oberen Ende des Tores befand. Andere Tore waren einfacher. In japanischen Burgen gibt es viele Beispiele für „Masugata„-Torkomplexe, die in der Regel aus zwei Toren bestanden, die im rechten Winkel angeordnet und durch Mauern verbunden waren, um eine quadratische Umzäunung zu schaffen, die potenzielle Eindringlinge einkesselte, die dann von den Turmtoren oder Mauern aus angegriffen werden konnten.

Das Haupttor im Süden




Eine Vielzahl von Türmen, Yagura genannt, die an den Ecken der Mauern, über den Toren oder an anderen Stellen positioniert waren, dienten unterschiedlichen Zwecken. Obwohl einige für die offensichtlichen Verteidigungszwecke und als Wachtürme verwendet wurden, dienten andere als Wassertürme oder zur Beobachtung des Nachthimmels. Als die Residenzen wohlhabender und mächtiger Herren baute man Türme auch als Balkone, um die Landschaft zu genießen oder Teehäuser. Dabei handelte es sich keineswegs nur um Verteidigung-Strukturen. Gärten und Obstgärten zum Beispiel, wenn auch in erster Linie nur zu dem Zweck, der Residenz des Herrschers Schönheit und ein gewisses Maß an Luxus zu verleihen, konnten aber auch Wasser und Früchte liefern, falls die Vorräte aufgrund der Belagerung zur Neige gingen, sowie Bauholz für eine Vielzahl von Zwecken.

Die Türme der südlichen Vorburg




Die Vorburg „Ninomaru“ in der Burganlage von Hiroshima. Wurde über die Brücke oder über den Graben hinweg ein Angriff unternommen, wurden Gewehre und Bögen aus dem Räumen und Türmen über dem Tor und den Mauern abgeschossen. Der offene Bereich hinter dem Tor diente als Sammelplatz für Truppen. Von diesem Platz führte ein Damm zu einem weiteren Tor, über welches man zum Haupthof der Burg gelangte.

In der unteren Mitte des Modells, ist die südliche Vorburg zu erkennen.

Der Dammweg und die Mauern des westlichen Tores zur Hauptburg.

Burgstadt
Innerhalb der Mauern der Burgstadt befanden sich eine Reihe von ziegelgedeckten Gebäuden, die aus Gips über Strukturen von Holzbalken errichtet wurden. Diese Holzkonstruktionen waren aufgrund des verwendeten Putzes an den Wänden überraschend feuerfest. Manchmal wurde ein kleiner Teil eines Gebäudes aus Stein gebaut, um Platz zum Aufbewahren und Eindämmen von Schießpulver zu bieten.

Holzgerüst eines Burgturmes
Auf einer Fläche von 12.000 qm innerhalb des Honmaru (Zentralburghof) wurde in der Burg Hiroshima ein Palast errichtet, der sowohl als private Wohnräume des Feudalherrn als auch als Regierungsverwaltung diente. Er bestand aus dem Omate Goten, dem Regierungsgebäude am Rand, dem Nakaoku, der offiziellen Residenz des Feudalherrn, und dem Oku Goten, der privaten Residenz des Feudalherrn ganz im hinteren Bereich. Viele Samurai gingen täglich zum Omate-Palast und zum Nakaoku-Palast, um dort ihre Pflichten zu erfüllen.

Modell des Honmaru (Zentralburghof) mit seinen vielen Gebäuden und Räumen.

So, wie in dieser Zeichnung, muss man sich die gesamte Anlage des Honmaru der Burg Hiroshima vorstellen.


Noch heute sind die Fundamente einiger dieser Gebäude erhalten.
Obwohl das Gebiet innerhalb der Mauern sehr groß sein konnte, umfasste es keine Felder oder Bauernhäuser, und die überwiegende Mehrheit der Bürger lebte außerhalb der Burgmauern. Samurai lebten fast ausschließlich innerhalb des Geländes, während die Höherrangigen näher an der zentralen Burg des Daimyō lebten. In einigen größeren Burgen wurde ein zweiter innerer Graben zwischen diesem zentraleren Bereich der Residenzen und dem äußeren Teil angelegt, in dem Samurai mit niedrigerem Rang ihre Residenzen unterhielten. Nur sehr wenige Bürgerliche, die direkt im Dienst des Daimyō oder seiner Gefolgsleute standen, lebten innerhalb der Mauern, und ihnen wurden oft Teile des Geländes zugewiesen, in denen sie je nach ihrem Beruf zum Zwecke der administrativen Effizienz wohnen sollten.

Die Stadt außerhalb der drei Burgringe.


Aus dem Jahr 1818 ist ein sechsteiliger Paravent mit der Darstellung der vier Jahreszeiten der Burgstadt Hiroshima erhalten. Das Gemälde beginnt bei der Enkoubashi- Brücke im Osten der Stadt und reicht bis zur Tenmabashi-Brücke im Westen. Es zeigt die Geschäfte entlang der Saigoku Kaido (Hauptstraße) und die Menschen, die auf der Straße vorbeigehen. Diesem Paravent ist im Museum der Burg Hiroshima eine eigene Ausstellung gewidmet, welche das Leben in der Burgstadt beleuchtet.



Die Saigoku Kaido war die wichtigste Straße, die Shimonoseki mit Kyoto und Osaka verbannt und war nach den fünf Hauptstraßen, wie der Tokaido, eine der drittwichtigsten Straßen. Damals war es die Westroute. Sie verlief von Ost nach West durch die Burgstadt Hiroshima und diente als Haupteinkaufstraße.


Diese Bilder zeigen die Gebäude an der Hauptstraße Saigoku Kaido der Burgstadt von Hiroshima. Zu sehen sind unter anderem ein Oke Handwerker, ein Regenschirmmacher, ein Schuhgeschäft und ein Kurzwarenladen.



Hier sind (von links oben nach rechts unten) ein Gemüsehändler, ein Fischladen, ein Miso-Laden, eine Apotheke und eine Sake-Brauerei abgebildet.
In der Gegend rund um die Burg Hiroshima am Seto-Binnenmeer wurden verschiedene Meeresfrüchte gegessen. Es gibt Aufzeichnungen, die belegen, dass bereits zu einer Zeit, als es noch keine Kühlschränke gab, verschiedene Sorten Trockenfisch im Umlauf waren. Da das Meer quasi vor der Haustür lag, gab es auch Straßenhändler, die rohen Fisch verkauften.

Fischhändler und Straßenverkäufer in der Sakaimachi.

Auch Samurai lebten in der Burgstadt. Obwohl die Zahl der Samurai und ihrer Familien gering war, besetzten sie auf dem Burggelände weitaus größere Gebiete als die der Stadtbewohner. Natürlich sind auch die Samurai auf dem Paravent von Hiroshima abgebildet.

Viele der Samurai, die in der Stadt herumlaufen, tragen nur ihren Kimono. Bei großer Hitze trugen sie auch Hüte, hielten Regen- oder Sonnenschirme in den Händen. Begleitet werden die Samurai von Dienern und an deren Anzahl konnte man die Status des Samurai erkennen.

Eine Sänfte, wie sie auch auf dem Paravent von Hiroshima abgebildet ist.
Hauptturm
Der Burgfried oder Hauptturm, der in der Regel drei bis fünf Stockwerke hoch war, ist als Tenshukaku oder Tenshu bekannt und kann mit einer Reihe kleinerer Gebäude von zwei oder drei Stockwerken verbunden sein. Einige Burgen hatten sogar Bergfriede von bis zu sieben Stockwerken. Der Bergfried war das höchste und aufwendigste Gebäude des Burg-Komplexes. Die Anzahl der Stockwerke und die Gebäudeanordnung, wie sie von außerhalb des Bergfrieds wahrgenommen werden, entsprechen selten der inneren Gestaltung. Was zum Beispiel von außen wie das dritte Stockwerk aussieht, kann in Wirklichkeit das vierte sein. Dies muss sicherlich dazu beigetragen haben, die Angreifer zu verwirren, sie daran zu hindern, zu wissen, welchen Bereich oder welches Fenster sie angreifen sollten.


Der Bergfried war das am wenigsten militärisch ausgestattete Gebäude der Burg, wurde aber durch Mauern, Tore und Türme verteidigt. Nur wenige Gebäude in Japan, so auch die Burgfriede, wurden allein mit dem Augenmerk auf die Funktion gebaut. Burgen sollten nicht nur in ihrer Größe und in ihrer militärischen Macht beeindruckend sein, sondern auch durch ihre Schönheit, die Bedeutung und den Reichtum eines Daimyō unterstreichen. Wenn eine Burg infiltriert oder von feindlichen Truppen überfallen wurde, diente der zentrale Bergfried als letzte Zuflucht und als Punkt, von dem aus Gegenangriffe und Versuche zur Rückeroberung der Burg unternommen werden konnten. Sollte die Burg schließlich fallen, wurden bestimmte Räume innerhalb des Bergfrieds in den meisten Fällen zum Schauplatz des Seppuku (ritueller Selbstmord) des Daimyō, seiner Familie und seiner engsten Gefolgsleute.



Der Tenshu der Burg Hiroshima


Dachziegel aus der Fukushima-Zeit


Ein mit Gold überzogener Zierdachziegel.



Burg Hiroshima
Die Burg Hiroshima war ursprünglich aus Holz, überwiegend Kiefer, gebaut, mit Flügeln zur Ost- und zur Südseite. Sie wurde irgendwann zwischen 1592 und 1599 fertiggestellt. Der Hauptturm (Tenshu) hatte fünf Stockwerken und eine Höhe von 26,6 Metern oberhalb des Steinsockels, der seinerseits 12,4 Meter aus dem Boden ragt. Die kleineren südlichen und östlichen Türme hatte jeweils drei Stockwerke und waren durch Brücken, sogenannte Korridore miteinander verbunden.

Burg Hiroshima ist ein gutes Beispiel einer Niederungsburg. Neben dem Fluss Otagawa (heute Hongawa), der eine natürliche Barriere im Westen darstellte, verfügte die Burg einst über drei konzentrische Burggräben. Der Grundriss der Burg Hiroshima soll der Burg Jurakudai in Kyoto nachempfunden sein. Die Ninomaru (zweite Vorburg) neben der Honmaru (Hauptburg) war relativ klein und weist eine einzigartige Struktur auf, da sie als Pferdestall und Sammelplatz für die Kavallerie genutzt wurde. Die drei von Wassergräben umgebenen Bereiche der gesamten Anlage wurden Sannomaru, Otemuro und Kitanomaru und Nishimuro (im Zentrum) genannt. Die Wassergräben wurden durch den Fluss Ota gespeist. In den äußeren Bereichen der Burganlage lagen die Residenzen der Gefolgsleute und Verwaltungsgebäude.
Heute
Die beiden äußeren Burggräben wurden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zugeschüttet und weite Teile des Gebiets, das sich einst innerhalb der Burganlage befand, wurde durch die Errichtung von Häusern, Schulen, Bürogebäuden und Geschäften zu modernem Stadtgebiet. Durch den Atombombenabwurf am 6. August 1945 wurde die Burg und die sie umgebende Festungsanlage weitgehend zerstört. Der Hauptturm wurde im Jahr 1958 aus Beton wieder aufgebaut und bildet heute so zumindest äußerlich eine Nachbildung des Originals. Im Hauptturm ist ein Museum für die Geschichte von Hiroshima vor dem Zweiten Weltkrieg untergebracht. Neben diesem Gebäude wurden auch andere Teile der Burg, so auch ein Shintō-Schrein wieder rekonstruiert. In den letzten Jahren wurden ein Tor und ein Turm der Zwingermauer originalgetreu aus Holz rekonstruiert. Ebenfalls innerhalb des Honmaru befindet sich ein Betonbunker, in dem nach dem Atombombenabwurf die erste Radiosendung aus Hiroshima stattfand.

Der Eingang zum heutigen Shintō-Schrein auch dem Burggelände.

Die Burg Hiroshima vor 1945.

Und so sah die Burg kurz nach dem Abwurf der Atombombe aus.
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Autor: franktactica / FIGUREN UND GESCHICHTEN