
Gettysburg-Tour / Teil 9
Nach den Berichten zum 1. und 2. Tag der Schlacht von Gettysburg, komme ich mit diesem Artikel nun zum letzten Tag der Schlacht, dem 3. Juli 1863. Noch in der Nacht vom 2. auf den 3. Juli versammelte General George G. Meade, der Oberbefehlshaber der 90.000 Mann starke Potomac-Armee seine Generäle in seinem Hauptquartier…

Meades Headquarter
Dort, wo die Hunt Avenue in die Taneytown Road mündet, findet man noch heute ein kleines weißes hölzernes Wohnhaus, die ehemalige Leister Farm. Im Jahr 1859 war James Leister, der Ehemann von Lydias Leister verstorben und Lydia musste sich allein um ihre sechs Kinder kümmern. Lydia, in Maryland geboren und deutscher Abstammung, kaufte 1861 das hölzerne Wohnhaus und die 3,6 Hektar große Farm für 900 Dollar. Auf dem Grundstück gab es eine Scheune, ein kleines Heufeld und mehrere Apfel- und Pfirsichbäume. Das bescheidene Holzhaus mit nur einem einzigen Kamin hatte lediglich zwei Zimmer und eine Treppe, die zu einem kleinen Dachboden führte. Das Anwesen lag in der Nähe der Farm von Lydias Schwester Catherine, die John Slyder geheiratet hatte. In dem kleinen Farmgebäude lebten 1863, zur Zeit der Schlacht, die 52-jährige Witwe Lydia Leister sowie zwei ihrer Kinder, Hannah und Matilda. Die kleine Familie verließ das Haus am 1. Juli, nachdem sie gewarnt worden waren, dass es in der Gegend wahrscheinlich zu Kämpfen kommen würde. Lydia trug bei ihrer Flucht nur einen Korb voller Kleidung und folgte einem Offizier auf der Taneytown Road zu George Spanglers nahegelegener Farm, wo sich auch schon andere Zivilisten versammelt hatten, um Schutz zu suchen.

General Meade schlug am frühen Morgen des 2. Juli im nunmehr leerstehenden Haus sein Hauptquartier auf. Die Lage nahe dem Zentrum der Unionslinien sowie die geschützte Position hinter einem Hügel, machte es zu einem perfekten Standort als Hauptquartier für die Unions-Armee. Während der Schlacht war die Farm ein äußerst belebter Ort. Ständig gingen zahlreiche Kuriere, Stabsoffiziere und Generäle ein und aus. Zudem waren Hauptquartierswachen sowie eine „Provostgarde“, die als Militärpolizei diente, rund um die Farm postiert.






Spät in der Nacht des 2. Juli traf sich General Meade mit zwölf seiner hochrangigen Generäle im Hauptraum des Hauses, um die Kämpfe des Tages und die Pläne für den 3. Juli zu besprechen.
Alle Anwesenden einigten sich nach einer für militärische Belange recht ungewöhnlich demokratischen Abstimmung darauf, dass man in der derzeitigen Stellung verbleiben und den Kampf fortsetzen sollte. Von der Veranda aus gesehen befindet sich der Raum dieser Besprechung auf der rechten Seite. Die Möbel, die sich heute in eben diesem Raum befinden, sind Reproduktionen und zeigen die Einrichtung von damals. Einige der Originalmöbel dieses Raumes und des benachbarten Schlafzimmers sind im heutigen Gettysburg Museum ausgestellt.




- George Meade (links in der Mitte), der nur vier Tage zuvor die Potomac-Armee von Joseph Hooker übernommen hatte.
- Daniel Butterfield (sitzend, schreibend), der Stabschef, den Meade von Hookers Stab übernommen hatte, machte sich am Tisch Notizen.
- John Newton, der das 1. Korps von John Reynolds übernommen hatte, welcher am ersten Tag der Schlacht gefallen war.
- Winfield Scott Hancock (spricht, 4. von rechts), normalerweise Kommandeur des 2. Korps, kommandierte zu diesem Zeitpunkt jedoch das Zentrum der Armee auf dem Cemetery Ridge.
- John Gibbon (stehend, 3. von rechts), zeitweilig im Kommandostab des 2. Korps.
- David B. Birney, der das 3. Korps übernommen hatte, nachdem Daniel Sickles am Nachmittag verwundet worden war.
- George Sykes, der das 5. Korps von Meade übernommen hatte, als dieser vier Tage zuvor befördert worden war.
- John Sedgwick, dessen 6. Korps nach einem 35-Meilen-Marsch gerade das Schlachtfeld erreicht hatte.
- Oliver O. Howard, Kommandeur des 11. Korps, der nach Reynolds‘ Tod eine Zeit lang das gesamte Schlachtfeld kommandiert hatte.
- Henry Slocum (sitzend, 5. von rechts), normalerweise der Kommandeur des 12. Korps, kommandierte vorübergehend den rechten Flügel der Armee.
- Alpheus Williams, der zeitweilig das 12. Korps kommandierte.
- Gouverneur Warren (liegend, zweiter von links), der Chef der Pioniere der Armee, der erschöpft war und eine leichte Verletzung erlitten hatte, als er früher am Tag Little Round Top gerettet hatte, schlief während der Besprechung ein.
(Zwei der Generäle, die in der Skizze zu sehen sind, der Kavalleriekommandant Alfred Pleasonton (in der Tür) und der Oberquartiermeister Rufus Ingalls (mit dem Rücken zum Betrachter sitzend) waren nicht wirklich bei der eigentlichen Besprechung anwesend.


Am 3. Juli beschossen die Konföderierten den Cemetery Ridge fast zwei Stunden lang, bevor der berühmte Angriff durch Pickett‘s Einheiten erfolgte. Viele Granaten flogen über den Bergrücken hinaus, und einige trafen auch das Haus und den Hof der Leister Farm. Meade und sein Stab begaben sich deshalb in die nahe gelegene Scheune, die ein paar hundert Meter entfernt lag. Als auch diese Scheune Ziel des Beschusses wurde, zogen sie in das Hauptquartier des XII. Korps auf dem Powers Hill. Captain George Meade Jr., der Sohn des Generals, beschrieb die Szene wie folgt:
„One shell burst in the yard among the staff horses tied to the fence, another tore up the steps of the house, another carried away the supports of the porch, one passed through the door, another through the garret, and a solid shot barely grazing the commanding general, as he stood in the open doorway, buried itself in the box by the door at his side.“

Die Unions-Armee nutzte das Haus und die Scheune später als Versorgungsstation und Sammelpunkt für die Evakuierung von Verwundeten in Feldlazarette.
Als Lydia Leister nach Hause zurückkehrte, fand sie ihr Haus von zahlreichen Einschüssen durchlöchert und siebzehn toten Pferden auf ihrem Hof. Eine Granate hatte die Stützen der Veranda umgerissen. Mehrere Pferde und ihre besten Pfirsichbäume lagen verbrannt im Hof. Ihre Kuh und ihr eigenes Pferd waren verschwunden, ihre Apfelbäume zerstört, zwei Tonnen Heu hatte man aus der Scheune entwendet, ihr Weizen war zertrampelt, ihre Wasserquelle durch die toten Pferde verdorben und alle ihre Zäune waren niedergebrannt. Im Jahre 1865 erzählte Mrs. Leister einem Reporter, dass alles, was sie als Entschädigung für den Schaden erhielt, aus dem Erlös vom Verkauf der Knochen der toten Pferde stammte, und zwar fünfzig Cent pro hundert Pfund. Sie ließ die Gebäude jedoch instand setzen und sie lebte noch bis 1888 auf der Farm. Erst danach zog sie aus gesundheitlichen Gründen in das Stadtzentrum von Gettysburg.






Jennie Wade
Obwohl in der Schlacht von Gettysburg Tausende getötet oder verwundet wurden, gab es nur ein ziviles Opfer. Die 20-jährige Mary Virginia, genannt „Jennie“ Wade lebte während der Schlacht von Gettysburg in der Stadt und wurde dort tragischerweise zum einzigen direkten zivilen Opfer der Schlacht, als sie am 3. Juli 1863 von einem Querschläger getötet wurde.

Jennie wurde in Gettysburg geboren und arbeitete mit ihrer Mutter als Näherin in einem Haus in der Breckenridge Street, während ihr Vater in einer Nervenheilanstalt untergebracht war. Es gibt Hinweise darauf, dass sie mit Johnston Hastings „Jack“ Skelly verlobt war, einem Korporal des 87. Pennsylvania-Regiments, der zwei Wochen zuvor in der Schlacht von Winchester verwundet worden war. Er erlag seinen Verletzungen am 12. Juli 1863, ohne zu wissen, dass Jennie nur wenige Tage zuvor verstorben war.












Jennie, ihre Mutter und zwei jüngere Brüder verließen am 1. Juli 1863, dem ersten Kampftag der Schlacht von Gettysburg, ihr Zuhause im Zentrum der Stadt und flohen zum Haus ihrer Schwester Georgia Anna Wade McClellan in der Baltimore Street 548, um dort ihr und ihrem neugeborenen Kind zu helfen. Während der Kämpfe trafen mehr als 150 Kugeln das Haus der McClellans, das nördlich des Cemetery Hill und so unmittelbar im Kampfgebiet lag. Am 3. Juli knetete Jennie gegen 8 Uhr einen Brotteig, als eine Kugel die Küchentür und die Wohnzimmertür des Hauses ihrer Schwester durchschlug und sie traf. Das Geschoss durchbohrte ihr linkes Schulterblatt, ihr Herz und landete schließlich in ihrem Korsett. Sie war sofort tot. Jennies Mutter hörte, wie sie zu Boden fiel, und ging zu ihrer Schwester Georgia ins andere Zimmer, um ihr mitzuteilen, dass ihre Schwester erschossen worden war. Zwei Unionssoldaten kamen vom 1. Stock herunter, als sie die Schreie der Frauen hörten. Sie begruben Jennies Leiche vorübergehend im Hinterhof des McClellan-Hauses in einem Sarg, der ursprünglich für den konföderierten General William Barksdale bestimmt war.



Im Januar 1864 wurde ihr Leichnam auf den Friedhof der German Reformed Church in der Stratton Street umgebettet. Ihre letzte Ruhestätte befindet sich heute auf dem Evergreen Cemetery in Gettysburg, unmittelbar neben dem Grab von Jack Skelly.
Am 4. Juli fertigte ihre Mutter 15 Brote aus dem Teig, den Jenny geknetet hatte. Im Jahr 1882 stimmte der Senat der Vereinigten Staaten dafür, der Mutter eine Rente zu gewähren, mit der Begründung, ihre Tochter sei im Dienste der Union – beim Brotbacken für die Soldaten – gefallen.


Sweney House (Farnsworth House)
Obwohl unklar ist, welche Seite den tödlichen Schuss auf Jennie Wade abfeuerte, wird vermutet, dass es sich um einen konföderierten Scharfschützen gehandelt haben muss. Einige vermuten, es könnte sich um einen Schützen handeln, der im Sweney House postiert war.




Am Nachmittag des 1. Juli 1863, nachdem sich die Unionstruppen aus der Stadt nach Süden auf den Cemetery Hill zurückgezogen hatten, wurde dieses zweieinhalbstöckige Backsteinhaus von konföderierten Scharfschützen besetzt. Catherine Sweney und Tochter Lizzie, die Bewohnerinnen des Hauses, flohen in Sicherheit. Während der Schlacht von Gettysburg waren konföderierte Scharfschützen aus Louisiana, Georgia und Alabama Gebäude im südlichen Stadtgebiet im Einsatz. Es ist jedoch kaum dokumentiert, welche Konföderierten das Sweney House, einschließlich des Dachbodens mit dem kleinen Fenster oben im Gebäude, bewohnten. Das Haus lag strategisch günstig in der Nähe der Unions-Truppen, und das kleine Mansardenfenster bot den Konföderierten in den nächsten zwei Tagen einen geschützten Ort, während sie dem Friedhofshügel und die dort stationierten Gegner unter Feuer nahmen. Etwa 150 Einschussnarben sind in der Ziegelmauer in der Nähe des Dachfensters sichtbar. die ein stummes Zeugnis ablegen von den Bemühungen der Schützen der Union, die versuchten, diese „Festung“ der Konföderierten zu überwinden.


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Autor: franktactica / FIGUREN UND GESCHICHTEN