
KwaZulu Natal – Blood River
Und hier nun der zweite Teil meines Berichts zur abenteuerlichen Rundreise in KwaZulu Natal. Nach meinem Aufenthalt in Dundee ging es weiter, zum nicht weit entfernten Schlachtfeld am Blood River. Nach einigen Kilometern unwegsamer Sandpisten erreichten wir die Stätte dieses legendären Gefechtes mit seinen Monumenten und dem kleinen Museum.

Auf dem Weg von Dundee zum Blood River.
Bevor ich euch auf einen kleinen Rundgang mitnehme, will ich euch kurz die Vorgeschichte und die Ereignisse der Schlacht am Blood River erläutern. Ich versuche die Ereignisse vorurteilsfrei und sachlich zu schildern, obwohl mir natürlich bewusst ist, wie kontrovers dieses Thema ist, da die Schlacht vermutlich ein Baustein war, welcher zur Entwicklung der Apartheit von Südafrika führte.

Vorgeschichte
Die Niederlande wurden im Verlauf der Koalitionskriege von Napoleons Truppen besetzt und die 1795 gegründete Batavische Republik war nicht mehr mit den Briten verbündet. Die Region am Kap der Guten Hoffnung, die eng mit den Niederlanden verbunden war, wurde vor dem Hintergrund besetzt, dass dieser für den Handel strategisch wichtige Standort nicht den Franzosen in die Hände fallen sollte. Im Jahr 1806 errichteten die Engländer hier dann sogar dauerhaft eine britische Kronkolonie, die Kapkolonie.

Frauen und Kinder der Buren (Ausschnitt aus der Nachbildung des Marmorreliefs in Pretoria).

Als im Jahr 1833 das britische Parlament die Abschaffung der Sklaverei in ihrem weltweiten Einflussgebiet verfügte, entzog das vielen Buren, den niederländischen Siedlern der Kapkolonie, die Existenzgrundlage. Um sich dem Einflussbereich der britischen Oberhoheit zu entziehen, wichen sie ins Hinterland aus. Im Großen Treck von 1835 bis 1841 wanderten rund 12.000 sogenannte Voortrekker in die Gebiete nördlich des Oranje-Flusses aus, wo sie zahlreiche Burenrepubliken gründeten, darunter die Südafrikanische Republik, auch Transvaal genannt, und den Oranje-Freistaat. Einer der Führer dieses Trecks war Pieter Retief, der das Ziel verfolgte, den Treck nach Natal zu lenken. Eines seiner Argumente war, dass man als unabhängige Nation einen eigenen Hafen brauchen würde und hierfür nur der kleine Handelsposten Port Natal, das heutige Durban, in Frage käme.

Buren gründen eine Siedlung (Ausschnitt aus der Nachbildung des Marmorreliefs in Pretoria).

Typischer Wagen der Buren (Nachbildung und Teil des Blood River Monuments).
Der bedeutendste Stammesverband, auf den die Voortrekker bei ihrem Vormarsch stießen, war das Volk der Zulu mit ihrem König Dingane. Obwohl Dingane die Buren anfangs unterstützt hatte, fühlte er sich durch die Siege der Voortrekker über die Ndebele, ein aus einer Abspaltung der Zulu hervorgegangenes Bantu-Volk, bedroht, da er sie insgeheim auch als Gefahr für sein Volk betrachtete. Anfang 1838 entschied er sich daher zu einer Art Präventivschlag gegen die weißen Eindringlinge. Am 6. Februar 1838 lud Dingane den Treckführer Retief und einige seiner Männer zu Vertragsverhandlungen in den königlichen Kraal in uMgungundlovu, wo die Voortrekker aufgefordert wurden, ihre Waffen abzulegen. Nachdem Retief und seine Männer unbewaffnet waren, gab Dingane den Befehl, sie zu töten. Nach dem Retief-Massaker richtete Dingane die Angriffe seine Armee auf mehrere Voortrekker-Lager. Dies stürzte den Großen Treck in vorübergehende Unordnung und Panik. Insgesamt wurden bei den Überfällen mehr als 500 Siedler getötet.


Zulu greifen Lager der Buren an Ausschnitt aus der Nachbildung des Marmorreliefs in Pretoria).
Nachdem die Buren in Natal ihren Schock überwunden hatten, rüsteten sie eine Strafexpedition aus, die von Andries Pretorius angeführt wurde, der erst im November 1838 zu ihnen gestoßen war. Zum Kommandanten gewählt, führte er 472 Mann sowie 120 Schwarze aus Port Natal und über 300 Treiber sowie Wagenfahrer mit ihren 64 Planwagen in Richtung uMgungundlovu in der heutigen Provinz KwaZulu-Natal.

Andries Pretorius erreicht den Buren-Treck in Natal (Ausschnitt aus der Nachbildung des Marmorreliefs in Pretoria).
Schlacht am Blood River
Am Fluss Ncome, der nach der Schlacht den Namen Blood River erhalten sollte, traf die von den Anführern Dambuza und Ndlela kaSompisi kommandierte Zulustreitmacht, die auf 12.000 bis 15.000 Krieger geschätzt wurde, auf die in ihrem „Laager“ verschanzten Buren. Die belagerten Voortrekker legten vor der Schlacht gemeinsam ein öffentliches Gelübde (The Vow) ab. Als Gegenleistung für Gottes Hilfe beim Erringen des Sieges versprachen sie, eine Kirche zu bauen und diesen Tag für immer als einen Tag Gottes zu ehren (die Kirche wurde tatsächlich nach der Schlacht gebaut und der Tag ist bis heute ein offizieller Feiertag in Südafrika).

Die Buren legen ihr Gelübde ab. (Ausschnitt aus der Nachbildung des Marmorreliefs in Pretoria).


Die Wagenburg am Blood River.
Zur Vorbereitung auf die Schlacht hatten die Buren die Wagen in einem Kreis angeordnet und die Lücken zwischen den Fuhrwerken sowie den Bereichen zwischen den Rädern mit vorbereiteten Holzhindernissen, sogenannten „Vegkekke“ gesichert. Auch der Platz war gut gewählt, da eine Seite vom Fluss Ncome und eine andere von einem Donga geschützt wurden. Das Gebiet in Richtung der ungeschützten Seiten bestand aus einer offenen Fläche, die ein gutes Schussfeld bot. Zudem hatte man 3 kleine Kanonen in Stellung gebracht, die für zusätzliche Feuerkraft auf lange Distanz sorgten. Die besten Schützen der Buren gingen mit ihren Musketen in die vorderste Front, während die restlichen Männer die Gewehre luden, wodurch ein ununterbrochenes Feuer aufrecht gehalten werden konnte. Als der Abend nahte, legte sich ein dicker Nebel über den Wagenplatz. Nach afrikanischen Traditionen kämpften die Zulu nicht nachts, zudem hatte die Buren an jedem Wagen Lampen an Sjamboks (Peitschenstöcken) aufgehängt, um einen möglichen Angriff frühzeitig erkennen zu können.

Das Gelände rund um das Lager der Buren ist noch heute offenes Weideland.

Gedenkteller der Schlacht am Blood River.

Im Inneren des Lagers der Buren.
Am nächsten Morgen war der Nebel verschwunden. Gleich nach Sonnenaufgang ergriffen die Voortrekker die Initiative und eröffneten simultan das Feuer. Nach dem ersten Schock erhoben sich die vordersten Reihen der Zulu-Krieger und setzten von allen Seiten zum Sturm auf die Wagenburg an. Doch durch den Kugelhagel aus 470 Gewehrläufen gelang es ihnen nicht, die Hindernisse zu überwinden und das Innere des Lagers zu erreichen. Hunderte von Kriegern starben binnen kurzer Zeit. Die Zulus zogen sich schließlich zurück. Es folgten weitere Angriffswellen und einige Regimenter versuchten vergeblich, an den steilen Uferböschungen des Flusses und des Dongas hochzuklettern, wobei sie von oben beschossen wurden, da einige Buren aus dem Ring herausgetreten waren. Das Wasser des Ncome Flusses soll sich rot gefärbt haben, was ihm später den Namen „Blood River“ einbrachte. Schon am frühen Nachmittag war die Schlacht entschieden und die Zulus ergriffen die Flucht. Pretorius ließ sie mit seiner Kavallerie verfolgen, wobei seine Männer bis zum Kraal des Zulu-Königs vordrangen. Sie fanden die Wohnstätten jedoch verlassen vor und brannten sie vollständig nieder. Hier entdeckten sie auch die Überreste des getöteten Pieter Retief und seiner Begleiter und bestatteten sie in einem Gemeinschaftsgrab.

Der Donga neben dem Lager der Buren.

Das Bild zeigt die Flucht der Zulu und den rot gefärbten Ncome-Fluss.
Die Voortrekker hatten als Folge der Schlacht nur drei Verwundete zu beklagen, unter ihnen Pretorius selbst. Im Gegensatz dazu erlitten die Zulu verheerende Verluste. Die Zahl ihrer Toten wurde von den Buren mit rund 3.000 angegeben. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Zahl deutlich niedriger war. Trotzdem glaubten die Buren an ein göttliches Wunder und betrachten das Schlachtfeld bis heute als einen heiligen Ort. Aufgrund des bereits erwähnten Gelübdes, das Pretorius am Tag vor der Schlacht gegeben hatte, wurde der 16. Dezember in Südafrika als „Geloftedag“ gefeiert. Heute heißt dieser nationale Feiertag „Day of Reconciliation“ (Tag der Versöhnung).

Nachbildung der „Church of the Vow“, die im Original noch heute in Pietermaritzburg steht.
Monumente
Am Ort der Schlacht gibt es gleich eine ganze Reihe von Monumenten und Gedenkstätten. Das erste Denkmal bestand nur aus ein paar großen Steinen, die man in der Mitte des Schlachtfeldes aufgeschichtet hatte. Dies geschah bei einer Gedenkfeier der Buren und auch einigen Zulus im Jahr 1866. Dieser kleine Steinhaufen ist tatsächlich bis heute zu sehen.

Die Gedenkstätte von 1866.

Am 16. Dezember 1947 wurde in der Nähe des Westufers des Flusses Ncome ein lebensgroßer Ochsenwagen aus Granit enthüllt, der vom afrikanischen Bildhauer Coert Steynberg entworfen worden war. Das Denkmal ist ein stilisierter Wagen mit einem halbkreisförmigen Relief aus dem Pretorius und zwei anderen Buren an den Seiten zu herausreiten, wobei sie vier Zulus überwältigen. Auf der anderen Seite sieht man die Buren, wie sie vor der Schlacht ihr Gelübde ablegen.

Das Denkmal von 1947.


1971 wurde dieses Denkmal jedoch vor das Museum verlegt, um einem größeren und ehrgeizigeren Projekt Platz zu machen. Die Afrikaans-Gemeinschaft sammelte rund 800.000 ZAR, um ein Denkmal zu errichten, welche das Lager von Andries Pretorius exakt nachstellen sollte. Battlefields of South Africa Limited, eine von Marius Jooste geleitete Gesellschaft, wurde mit der Errichtung des Denkmals beauftragt. Von Historikern wurden die Form, die ungefähren Position, die Anzahl und der Typ der Wagen sowie der Zahl, Art und der Position der Kanonen rekonstruiert. Am 16. Dezember 1972 enthüllte man ein Lager mit 64 in Bronze gegossenen Ochsenwagen und drei Kanonen.

Das imposante Denkmal von 1972.

Alle Wagen und alle Details sind komplett aus Kupfer!

Eimer, für Achsen-Fett.

Alle Lücken wurden mit diesen Holzhindernissen geschlossen.


An den Ein- und Ausgängen standen Wagen, die leicht in oder aus der Lücke gezogen werden konnten und so einen Ausfall der Reiter ermöglichten. Man erkennt außerdem die Peitschen an den ursprünglich Lampen befestigt waren.

Wasserflasche unter dem Wagen.

Eines der Geschütze, dass auf eine Wagenhinterachse montiert war. Diese „Naval Gun“ hatte Pretorius mitgebracht. Es wurde später als „Weeskind“ bekannt.

Diese Naval Gun ist die „Ou Grietjie“, das berühmteste Geschütz der Buren. Es ist bis heute erhalten und steht im Staats-Museum von Pretoria.




Nach dem Ende der Apartheit in Südafrika wurde schließlich im Jahr 1998 auch ein Denkmal für die gefallenen Zulu errichtet. Das Ncome-Denkmal auf der Ostseite des Flusses erinnert nun an die toten Zulu-Krieger. Das Monument, zu dem auch ein Museums-Komplex gehört, ist wie die typische „Hornformation“ beim Zulu-Angriff angelegt und mit bemalten Nachbildungen von Schilden aus Rinderhaut verziert. Während das Blood River Memorial mit dem afrikanischen Nationalismus in Verbindung gebracht wird, war das Ncome-Denkmal eigentlich als Symbol der Versöhnung gedacht, wurde aber wiederum als Zulu-Nationalismus betrachtet.

Leider konnte ich das Ncome-Denkmal aus Zeitgründen nicht besuchen. Es liegt aber gut sichtbar gegenüber der Wagenburg, auf der anderen Seite des Flusses.
Museum
Im kleinen Museum, am Eingang der Schlachtfeld-Gedenkstätte, wird man als erstes in einen großen Raum geführt, wo man einen Film zu sehen bekommt, der die Ereignisse der Schlacht schildert. Eine gute Einführung in das Thema, auch wenn der Film sehr pathetisch daherkommt und vor allem aus Sicht der Buren erzählt wird. Der Raum erinnert mit seinen Bänken sehr an eine Kirche und ist mit zahlreichen Nachbildungen von Denkmälern ausgestattet, die zum Teil in Pretoria im Original zu finden sind. Neben nachgebauten Wagen und Geschützen, sind auch einige Original-Ausstellungsstücke, wie Kleidung und Waffen des Buren und Zulu ausgestellt.

Im Vorführraum des Museums.

Kleidung der Buren.

Nachbau eines Planwagens.

Nachbildung des Pretorius-Denkmals.

Nachbau der Grietjie Kanone.




Jedes „Regiment“ der Zulu verwendete eine bestimmte Schildfarbe.

Waffen und Kleidung der Zulu.

Neben dem Shop gibt es auch ein gemütliches Restaurant, wo einheimische Küche und selbstgebrauter Ginger-Beer-Cider ausgeschenkt wird. Zum Abschluss habe ich mir noch ein „Buren“-Bier gegönnt. Das Schlachtfeld mit seinen Gedenkstätten und den Museen ist wirklich interessant und gibt Einblick in Geschichte und Gegenwart von Südafrika.

Selbstgebrauter Ginger-Beer-Cider. Lecker!

Frittiertes Brot mit gewürztem Hackfleisch.

Im nächsten Teil geht es dann endlich zu meinen persönlichen Highlights, den wichtigsten Schlachtfeldern des Anglo-Zulu-Wars von 1879.

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Autor: franktactica / FIGUREN UND GESCHICHTEN
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