KwaZulu-Natal – Talana Museum

KwaZulu-Natal – Talana Museum

Schon seit Jahren hatte ich Südafrika als Reiseziel auf dem Zettel und nun hat sich endlich die Gelegenheit ergeben. Ein Großteil der Zeit vor Ort habe ich in der Kapstadt-Region verbracht, aber natürlich wollte ich unbedingt auch die Schlachtfelder von Isandlwana und Rorke’s Drift in der Region KwaZulu-Natal besuchen. Ich buchte also einen Flug von Kapstadt nach Durban, wo ich für ein paar Tage einen Guide mit Geländewagen gemietet hatte. An einem Samstag in aller Frühe ging es los.

Der Geländewagen, mit dem ich unterwegs war.

Pietermaritzburg

Die Fahrt führte uns zunächst nach Pietermaritzburg, der Hauptstadt von KwaZulu-Natal. Die Stadt wurde Anfang 1839 von Voortrekkern (Buren) gegründet und nach Pieter Retief und Gerrit Maritz benannt. Sie war Hauptstadt der Republik Natalia. 1843 besetzte Großbritannien das Gebiet, und Pietermaritzburg wurde Hauptstadt der britischen Kolonie Natal. Die britische Vergangenheit und der viktorianische Stil der Stadt ist in Form typischer Parks und Gärten sowie zahlreicher großer, gut erhaltener Kolonialbauten sichtbar.

Das alte Parlamentsgebäude.

Gandhi wurde 1893 in seiner Eigenschaft als Angehöriger der indischstämmigen Bevölkerung in der Nähe der Stadt aus dem nur für Weiße bestimmten Abteil eines Eisenbahnzuges verwiesen, was ihn entscheidend prägte. Ihm zu Ehren wurde eine Statue vor dem Colonial Building errichtet.

Gandhi – Statue.

Gegenüber dem alten Parlamentsgebäude findet man einen kleinen Park, der mehrere Kriegs-Denkmäler beinhaltet. Hier steht auch das Zulu-War-Monument, ein erster Hinweis auf die für mich kommenden Schlachtfelder. Zweiundzwanzig Mitglieder der Natal Carbineers, des ältesten Regiments der Kolonie mit Sitz in Pietermaritzburg, waren in der Schlacht von Isandlwana getötet worden. Bei einem Bankett im Alexandra Park am Donnerstag, dem 7. August 1879, das abgehalten wurde, um die Natal Carbineers aus dem Krieg zu Hause willkommen zu heißen, wurde erstmals die Errichtung eines Denkmals vorgeschlagen. Vier lebensgroßen Figuren, die die Teilnehmer an der Kampagne auf der britisch-kolonialen Seite darstellten, stehen heute auf dem Sockel rund um das Denkmal. Es handelt sich um einen Offizier der Natal Carbineers, einen britischen Liniensoldat, einen Matrosen der Naval Brigade und einen Soldaten des Natal Native Contingents. Auf den vier Seiten des Monuments sind eine Inschrift, die Namen der Gefallenen Kolonisten, die Schlachtfelder des Konfliktes (Inyezane, Isandlwana, Rorke’s Drift, Hlobane, Kambula, Etshowe, Gingindlovu, Ulundi) sowie die Namen aller beteiligten Einheiten aufgeführt.

In der Mitte des Parks findet man das Anglo-Boer-War Denkmal, welches von einem großen Engel überragt wird, welcher dem am Piccadilly Circus in London nachempfunden ist. Die acht Tafeln enthalten neben den Inschriften mit den Namen der Gefallenen symbolische Szenen. Die Hauptlegende auf dem achteckigen Sockel erinnert an die Freiwilligen, die Natal Police und andere Einheiten.

Neben den Denkmälern und alten viktorianischen Gebäude ist auch die „church of the vow“ in Pietermaritzburg zu sehen, die in Erfüllung eines Gelübdes errichtet wurde, das die Voortrekker vor der Schlacht am Blood River am 16. Dezember 1838 abgelegt hatten. Doch zu diesem Ereignis komme ich später noch einmal ausführlich.

TALANA MUSEUM

Wir fuhren weiter in Richtung Norden an lang der Drakensberge bis Ladysmith. Hier ging es nun in Richtung Nordosten nach Dundee. Die Straßen wurden langsam schlechter, bis wir die erste Sandpiste erreichten. Die Landschaft besteht hier aus weiten und offenen Weideflächen, die mit Akazienbäumen gesprenkelt sind. Im Gegensatz zur Kapstadt-Region fühlt man sich hier auch wirklich wie in Afrika. Man sieht überall die kleinen typischen Zulu-Siedlungen. Jede Familie besitzt einen Hof, der aus kleinen Rundhütten und Häuschen besteht. Wie einst leben in jeder dieser Hütten die unterschiedlichen Mitglieder einer jeden Familie. Am Straßenrand sieht man junge Zulu-Männer zusammen mit ihren dürren Hunden, die für die Jagd auf Antilopen und Gazellen verwendet werden.

Schließlich erreichen wir Dundee, die „Hauptstadt“ der sogenannten „Battlefield Route“. In Reichweite dieser Stadt liegen über 80 Schlachtfelder, Museen und Gedenkstätten der unterschiedlichen Konflikte und Kriege, die hier in der Vergangenheit tobten. Leider musste ich mich auf einige wenige Orte beschränken und so steuerte ich hauptsächlich Sehenswürdigkeiten des Anglo-Zulu Krieges an.

Karte der Battlefield Route.

Zunächst ging es in das Talana Museum am Ortsrand von Dundee, wo auch die Schlacht von Talana Hill stattfand. Diese war auch als Schlacht von Glencoe bekannt und es war die erste große Schlacht des Zweiten Burenkrieges. Ein Frontalangriff britischer Infanterie, unterstützt von Artillerie, vertrieb die Buren aus einer Position auf einem Hügel, aber die Briten erlitten dabei schwere Verluste, einschließlich ihres kommandierenden Generals Sir William Penn Symons.

Auf dem Museumsgelände sind die Gräber der Schlacht zu sehen

Im Jahr 1979, zum Gedenken an den Anglo-Zulu-Krieg begonnen, zog die kleine Sammlung des Museums Anfang 1983 an den heutigen Standort. Ein anfänglich 20 Hektar großer Abschnitt der „Dundee“-Farm, umfasste das Hauptgebäude und Nebengebäude sowie einen Teil des Schlachtfelds von Talana. Ein Gründer von Dundee, Peter Smith, baute einst an diesem Standort Kohle ab. Seine restaurierten Wohn- und Wirtschaftsgebäude beherbergen kulturelle, landwirtschaftliche, handwerkliche- und Transportausstellungen. Das Museum besteht heute aus 23 Gebäuden, die so unterschiedlichen Themen wie Krieg und Landwirtschaft, Bergbau, Industrie und häuslichem Leben gewidmet sind.

Eingang zum Hauptgebäude des Museums.

Doch da die Zeit drängte, musste ich mich beim Besuch des Museums auf einige wenige Ausstellungen beschränken, die im sogenannten Talana-Haus zu finden waren. Das von Peter Smiths Sohn 1894/5 erbaute Talana-Haus beherbergt die militärgeschichtlichen Exponate der Gegend. Die ausgestellten Waffen, Uniformen, Fotografien und Artefakte zeigen den Konflikt zwischen Zulu, Buren und Briten und geben einen Einblick in das Leben der Buschmänner (San), den ersten Siedler der Region. Alle folgenden Fotos musste ich übrigens in absoluter Dunkelheit (mit Blitzlicht) machen, da mal wieder „Load shedding“ war (aufgrund von maroden Energieversorgungs-Einrichtungen müssen in Südafrika immer wieder regionale Stromabschaltungen erfolgen).

Das Talana-Haus.

ANGLO-ZULU-WAR

Eine Replik der berühmten Regiments-Fahne des 24. Regiments. Das Regiment trug bis 1881 den Titel 24th (2nd Warwickshire) Regiment of Foot. Im Film “Zulu” von 1964 wird das Regiment fälschlich als “South Wales Borderers“ bezeichnet, diesen Titel erhielt es aber erst nach 1881.

Die Queens-Colour des 24. Regiments. Bei der Rückkehr des 1. Bataillons nach England drückte Königin Victoria den Wunsch aus, die Isandlwana-Fahne zu sehen, und legte mit ihren eigenen Händen einen Kranz aus Immortelles (einen Kranz aus getrockneten Blumen) auf die Fahne. Sie wies an, dass immer eine silberne Nachbildung um die Spitze der Queen’s Colour beider Bataillone getragen werden sollte, um an die Rettung der Fahne durch die Lts. Melvill und Coghill und die Verteidigung von Rorke’s Drift zu erinnern.

Martini-Henry Rifles samt Munitionskisten (Mark V Small Arms Ammunition Box) und Patronen.

Diverse Fundstücke vom Schlachtfeld Isandlwana.

Nachbildung der Uniformen des 24. Regiments und Buffalo Border Guard.

In der Mitte der Ausstellung zum Anglo-Zulu-War steht ein Geländemodell der Schlacht von Isandlwana. Hier war also eine erste Gelegenheit das Schlachtfeld, was ich demnächst besuchen wollte, zu studieren. Man erkennt das Camp (weiß), die britische Verteidigungslinie (rot) und die angreifenden Zulu (schwarz).

Unterschiedliche Waffen der Zulu.

Blick in das Innere einer Zulu-Hütte.

Napoleon, auch bekannt als Louis-Napoleon, war das einzige Kind von Napoleon III., Kaiser der Franzosen, und Kaiserin Eugénie. Nachdem sein Vater 1870 entthront worden war, zog er mit seiner Familie nach England. Nach dem Tod seines Vaters im Januar 1873 wurde er von der bonapartistischen Fraktion als Napoleon IV proklamiert. In England wurde er zum Soldaten ausgebildet. Begierig darauf, Taten zu sehen, überredete er die Briten, ihm die Teilnahme am Anglo-Zulu-Krieg zu gestatten. Am 1. Juni 1879, im Alter von 23 Jahren, wurde Louis Napoleon bei einer Patrouille von Zulus getötet.

Die zahllosen Zeichnungen und Berichte der Kriegsberichterstatter sind eine der besten Quellen für Recherchen.

Kleidung, Waffen und Schilde der Zulu Krieger.

THEMBANI COLLECTION

Neben den Repliken gibt es auch ein Gebäude mit vielen sensationellen Fundstücken aus dem Zulu Krieg von 1879, die sogenannte Thembani Collection, die hier im Museum seit 2020 zu sehen ist. Die Thembani-Sammlung ist eine einzigartige Sammlung von Artefakten, die von dem lokalen Geschäftsmann und Sammler Joseph Baynes Thembani zusammengetragen wurde. Die Sammlung umfasst mehr als 7.000 Artefakte aus verschiedenen Teilen Afrikas und wurde dem Talana Museum von Thembani als Schenkung überlassen. In der Ausstellung sind vor allem hunderte von Artefakten zu sehen, die über ein halbes Jahrhundert von den Schlachtfeldern des Zulu-Krieges gesammelt wurden. Dazu zählt auch eine hervorragende Sammlung traditioneller Zulu-Waffen, Haushaltsgegenständen und einem großartigen Kriegsschild in den roten und weißen Farben des uThulwana Ibutho, dass evtl. in der Schlacht von Rorke’s Drift eingesetzt wurde.

Das Gebäude, in dem die Thembani Collection zu sehen ist.

Britische Gewehre des Zulu Krieges. Die obere Waffe ist ein Natal Swinburne Henry Karabiner. Der Karabiner wurde im Buffalo River, 2 Meilen unterhalb des Fugitives Drift, von einem jungen Viehtreiber der Farm „Roodeklip“ im Jahr 1926 gefunden. Dies war die Standardwaffe der Natal Mounted Police und des Natal Volunteer Corps. Da beide Einheiten bei Isandlwana kämpften, wird sie beim Rückzug im Fluss verloren worden sein.

Verschiedene Vorderlader des Zulu Krieges, die von den Native Kontingenten, aber auch von Zulus verwendet wurden.

Dieser Revolver wurde auf dem Schlachtfeld von Hlobane gefunden.

Im Vordergrund ein Pattern 1876 Socket Bajonett eines Martini Henry Rifles. Es wurde im Zulu Kraal Nqutu gefunden und soll von dem Kämpfen um Rorke’s Drift stammen.

Nachbildung eines britischen „Red Coat“, der für den Film „Zulu Dawn“ angefertigt wurde.

Nachbildung britischer Helme, die im Film „Zulu Dawn“ verwendet wurden.

Auch diese Fahne ist ein Requisit aus dem Film „Zulu Dawn“.

Fundstücke vom Schlachtfeld Hlobane. Unten am Rand in der Mitte ist ein Schulterabzeichen (Horn mit Krone) des „Kafferfian Rifles Regiment“ zu sehen. Fundort war der Devil‘s Pass.

Fundstücke vom Schlachtfeld Ulundi. Die Patronenhülsen neben dem Bild des alten Mannes (oben links), wurden am Ufer des Ityotosi Flusses gefunden, dort wo der „Prince Imperial“ getötet wurde.

Fundstücke vom Schlachtfeld Rorke’s Drift. Unten rechts ist eine Pulverflasche zu sehen, die zwischen den Steinen des Shiyane Berges gefunden wurde und somit vermutlich einem der Zulu-Schützen gehört haben könnte.

Weitere Fundstücke vom Schlachtfeld Rorke’s Drift. Unten links / Mitte die Klinge eines Zulu Assegai, welche im Maisfeld südlich von Rorke’s Drift gefunden wurde.

Fundstücke vom Schlachtfeld Iswandlana. Oben links sind die Bruchstücke einer Schrapnell-Granate erkennbar, die auf der Südseite des Nyoni Berges gefunden wurde. Rechts daneben, Teile der Zelte des britischen Camps.

Fundstücke vom Schlachtfeld Iswandlana. Links in der Mitte, der Ladestock eines Vorderlader-Gewehrs. Gefunden in einem Dongo westlich des „Conical Hills“.

Fundstücke vom Schlachtfeld Iswandlana. Hier ist gut die unterschiedliche Munition zu erkennen. Links unten Kugeln die von Martini Henry Rilfes stammen, rechts daneben 557 Snider Rilfe Geschosse, rechts unten 44 Revolver Kugeln.

Rechts eine Schnupftabaksdose mit Zündhütchen, wie sie mit dem Snider Rifle verwendet wurden (Fundort Iswandlana).

Und noch mehr Fundstücke vom Schlachtfeld Iswandlana. Unten sind Teilen von Schraubendreher zu erkennen, die zum Öffnen der Munitionskisten verwendet wurden.

Fundstücke vom Schlachtfeld Iswandlana. Rechts unten sind die beiden Sphinxen zu erkennen, welche am Kragen des Uniformrockes des 24th Regiments getragen wurden.

Weitere Fundstücke vom Schlachtfeld Iswandlana, hier stammen die meisten vom Fugitive Trail. Hervorheben möchte ich die Helmspitzen und Ventilationsöffnungen der Natal Mounted Police, die am Fugitive Trail gefunden wurden.

Ebenfalls Fundstücke vom Fugitive Trail. Dies sind Ventilationsöffnungen des britischen Foot Foreign Service Helmet.

Fundstücke vom Schlachtfeld Khambula.

Fundstücke vom Schlachtfeld Ntombe Drift. Bei den „Hufeisen“ links unten, handelt es sich um „Infantry Boot Plates“. Diese Platten wurden an der Unterseite der Stiefel oder Schuhe der Infanterie-Soldaten befestigt, um sie vor Verletzungen durch scharfe Gegenstände wie Stacheldraht oder spitze Steine zu schützen. Die Platten bestanden aus Metall und wurden oft mit einer Gravur versehen, die den Namen des Trägers oder das Regiment, zu dem er gehörte, angab.

Die Zulu verwendeten neben den Speeren auch vielfach Keulen, die Iwisa genannt wurden.

Alltagsgegenstände der Zulu.

Schmuck der Zulu. Die Perlen waren eine begehrte Ware, die gegen Vieh oder Nahrungsmittel eingetauscht wurden. Die Perlen stammten meist aus Tschechien.

Schilde und Kopfschmuck der Zulu.

Verschiedene Assegei – Klingen der Zulu

ANGLO-BOER-WAR

Dieser Konflikt ist zwar auch spannend, aber wie schon erwähnt musste ich mich bei meinem Besuch beschränken, weshalb mein Focus auf dem ANGLO-ZULU-WAR lag. Trotzdem zeige ich hier ein paar Fotos der Ausstellung zu diesem Krieg.

Und im nächsten Teil des Berichtes nehme ich euch mit zum Blood River Schlachtfeld.

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Autor: franktactica / FIGUREN UND GESCHICHTEN

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