Napoleonischen Kriege in Norddeutschland – Kampf um Wilhelmsburg
Anfang 1814 ist Hamburg einer der letzten Festungen in deutschen Landen, die noch von den Franzosen gehalten wird. Während Napoleon im sogenannten Winterfeldzug seine Schlachten gegen die Alliierten in Frankreich schlägt, kämpft Marschall Davout in Hamburg gegen die russische Belagerungs-Armee unter dem Oberbefehl von General Benningsen. In der ersten Februarhälfte greifen die Russen mit fast der gesamten Belagerungs-Armee mehrfach den Verbindungsweg auf der Wilhelmsburg zwischen den Städten Hamburg und Harburg an, um so die beiden strategischen Festungen voneinander zu trennen.
Wilhelmsburg
Schauplatz der Kämpfe um Wilhelmsburg war das sogenannte Stormspaltungsgebiet zwischen den Städten Hamburg am Nordufer und Harburg am Südufer der Elbe. Hier, wo sich der Fluss kurzeitig in Norder- und Süderelbe, sowie den Köhlbrand und Reiherstieg aufspaltet und zahlreiche Inseln bildet, liegt eine sehr ungewöhnliche Region in Norddeutschland. In diesen Gegend siedelten Menschen zunächst auf sogenannten Warten oder Wurten, künstlichen Erdhügeln, die so vor Hochwasser geschützt waren. Ein niedriger Sommerdeich schützte die Felder. Im Laufe der Jahre wurden immer mehr Land eingedeicht und landwirtschaftlich genutzt. So entstand, Insel für Insel, Eindeichung für Eindeichung, die Elbinsel Wilhelmsburg, die erst 1672 durch Zusammendeichung dreier großer Elbinseln den Namen des damals regierenden Herzogs von Lüneburg-Celle, Georg-Wilhelm, erhielt. Die in diesem Gebiet ringförmig eingedeichten Inseln werden „Felder“ genannt, wie das erste diese Felder, an welches noch heute der „Altenfelder Weg“ erinnert. Die äußerst fruchtbaren Felder wiesen damals nur eine geringe Bevölkerungsdichte auf. Auf der Insel Wilhelmsburg lebten die meisten Bewohner in den nördlichen, den Hamburger Teile, also den Bereichen der Peute, Groß- und Klein-Veddel, und im Klütjenfeld, welche zudem besonders eingedeicht waren und kleine Pachthöfe bildeten. Der bedeutend größere Teil im Süden war nur an lang der Deiche, um die Kirche sowie am Amtshaus nahe der Süderelbe besiedelt. Westlich vom Reiherstieg lagen die Inseln Ross-Neuhof, die Hohe Schaar und vor der Einmündung in die Norderelbe die Inseln Schrevenhof und Grevenhof. Jenseits des Köhlbrandes lagen schließlich Waltershof, Altenwerder und Finkenwerder.
Kommunikationsweg
Im Rahmen des Ausbaues von Hamburg und Harburg zur Festung, wurde durch Napoleon im Sommer 1813 nicht nur der das Anlegen von Verteidigungsstellungen angeordnet, sondern auch der Bau eines Verbindungsweges zwischen diesen beiden Städten befohlen. Die bis dahin verwendeten Fähren, welche den Köhlbrand und Reiherstieg nutzten, waren viel zu sehr dem Wetter und Tidenhub ausgeliefert und bildeten so keine verlässige Route für schnelle Truppenbewegungen.
Es wurden dafür Pfahlbrücken in 4 Abschnitten angelegt. Eine vom Hamburger Brooktor über den Grasbrook bis zur Norderelbe (500 Meter), vom anderen Ufer dieser über den Sumpf von Nord-Wilhelmsburg bis zum Rotenhäuser Deich (2.170 Meter), der dritte Abschnitt vom Grünen Deich über die Harburger Schweineweide bis zur Süderelbe (1.205 Meter) und schließlich der vierte Abschnitt vom Südufer der Süderelbe bis zum Harburger Schloss (239 Meter). Zwischen dem dritten und vierten Abschnitt wurde eine gepflasterte Chaussee (3.148 Meter) angelegt. Schließlich richtete man zwischen dem ersten und zweiten, sowie dem dritten und vierten Abschnitt, also auf der Norder- und Süderelbe (210 Meter und 376 Meter) ein Fährverkehr ein. Der gesamte Verbindungsweg hatte somit eine Länge von rund ca. 7,8 Kilometern.
Einen ausführlichen Bericht zu diesem Kommunikationsweg findet ihr hier:
Befestigungen
Die Brückenköpfe, an den die Fähren operieren sollten, wurden zu kleinen Festungen ausgebaut. An den Brückenenden, welche an den Ufern der Norder- und Süderelbe lagen, verbreiterte sich die Konstruktion auf eine Plattform von 25,2 Breite und 9,74 m Länge. An diesen Punkten errichte man jeweils 2 Blockhäuser aus schweren Eichenbohlen, welche als Aussichtspunkt, Wachhaus und Unterkunft für die Soldaten und Fährleute dienen sollten. Die untere Etage konnte durch einen Ofen beheizt werden, die obere Etage der Blockhäuser, ein runder Holzturm mit Spitzdach, war den wachhabenden Offizieren vorbehalten. Zur Sicherung der Objekte konnten Notfalls jeweils 100 Soldaten abgestellt und 3 leichte Geschütze in Stellung gebracht werden. Zusätzlich umzäunte man die Anlagen mit einer Palisade aus schweren Bohlen, die mit Schießlöchern und einem zweiflügligen Tor versehen waren.
Um die Wilhelmsburg und den Kommunikationsweg zu sichern, sollen die Geschütze des Hornwerkes, der Elbbatterie, des Blockhauses am oberen Hafeneingang und die Schanze des Pachthofes auf der Insel Schervenhof die Norderelbe decken. Die Süderelbe wird durch die Kanonen der Schanzen bei Lauenbruch, Moorburg und Fünfhausen geschützt. Auf der Insel Wilhelmsburg verteidigen die Schanzen am großen Deich, am Klütjenfeld, an der Honartsschleuse sowie die zur Verteidigung eingerichten Häuser an der Chaussee den Kommunikationsweg. Zusätzlich sind diese drei Schanzen und die auf dem Schervenhof mit bombensicheren Blockhäuser ausgestattet. Weitere Schanzen am Reiherstieg, auf Ross-Neuhof und Walterhof sollen einen Angriff aus Richtung Westen verhindern. Im Osten sind es die Schanzen am Ende von Moorwerder und an der Hofe, die Feinde vom Übergang über die Elbe abhalten sollen. Zudem gibt es mit Vorposten bemannte Deichsperren, einem Wall aus Erde, Stroh und Pferdemist, der mit Wasser zu einem festen Hinderniss verforen ist, welche Feindbewegungen auf den Deichwegen verhindern sollen.
Am 17. Juni 1813 wurde am Turm der Michaeliskirche, an den Türmen der Brückenköpfe von Nord und Süd-Wilhelmsburg sowie am Harburger Schloss (später auch auf dem Schwarzen Berg) ein optischer Telegraf installiert, der einen schnelle Kommunikation zwischen Hamburg und Harburg ermöglichte. Dieses Gerät wurde 1792 vom Franzosen Claude Chappe erstmals gebaut. An einem hohen Mast waren zwei schwenkbare Querbalken mit zwei weiteren schwenkbaren Balken an jedem Ende angebracht, womit je nach Position anhand eines Codes unterschiedliche Buchstaben signalisiert, werden konnten. Eine Anweisung sah vor, dass mindestens 3-mal täglich ein Bericht übermittelt werden musste. Zusätzlich gab es eine Kette von Meldern mit 4 Stationen (an den Brückenköpfen), die aus jeweils einem Korporal und zwei Mann bestanden.
Franzosen
Am Beginn der Berlagerung von Hamburg beläuft sich die Anzahl der französischen Soldaten auf 42.000 Mann (einschließlich 8.000 Kranke und Verwundete), 7.500 Pferde, 76 bespannte Feldgeschütze und 350 Festungsgeschütze. Zum Zeitpunkt der Ereigenisse und der Kämpfe um Wilhelmsburg Anfang Februar 1814 sind nur noch rund 18.000 Mann französische Infanterie und 1.500 Kavalleristen einsatzfähig, um die Städte Hamburg und Harburg zu verteidigen.
Die folgende Aufstellung enthält die Truppenstärken vom Mitte Oktober 1813, man muss also gedanklich die Zahlen deutlich reduzieren.
Oberkommandierender: Marschall Louis-Nicolas Davout, Fürst von Eckmühl
- Chef des Stabes: Oberst de Cesar de la Ville
- Adjutanten : Oberst de Castres, Eskadron-Chefs Hervot, Favet, Beaumont, Laloy, d’Houdetot
- Gouverneur von Hamburg: Divisionsgeneral Graf von Hagendorp
- Chef des Stabes: Major de Fernig
- Waffenkommandant: Major Brosset / In Harburg Major St. Lèon
- Artillerie: General Joussroy / ihm zugeteilt: Direktor des Artilleriedepots Oberst Castille
- Genie: Oberst (General) de Ponthon
- Revueinspektor: Caire
- Chef der Militärintendantur: Divisionsgeneral Baron Thiebault
- Ordonanzen: Thomas, Monnay
3. Division (9.842 Mann / 14 Bataillone, 230 Pferde)
- Divisionsgeneral Louis-Henri Loison
- Chef des Stabes : Oberst Lecouturier
1. Brigade – General Rome
15. leichtes Regiment
- 1. Bataillon (31 Offiziere/ 516 Mann)
- 2. Bataillon (17 Offiziere / 524 Mann)
- 3. Bataillon (15 Offiziere / 427 Mann)
- 4. Bataillon (18 Offiziere / 447 Mann)
44. Linien-Regiment (Major Higonnet)
- 1. Bataillon ( 18 Offiziere/ 552 Mann)
- 2. Bataillon (13 Offiziere/ 420 Mann)
2. Brigade – General Graf Leclerc des Effarts
48. Linien-Regiment
- 1. Bataillon (21 Offiziere/ 601 Mann)
- 2. Bataillon (18 Offiziere/ 500 Mann)
- 3. Bataillon (22 Offiziere/ 468 Mann)
- 4. Bataillon (20 Offiziere/ 521 Mann)
- 108. Linien-Regiment
- 1. Bataillon (25 Offiziere/585 Mann)
- 2. Bataillon (18 Offiziere/550 Mann)
- 3. Bataillon (20 Offiziere/461 Mann)
- 4. Bataillon (21 Offiziere/551 Mann)
Artillerie – Chef de bataillon Lecouturier
- 3/8. Fuß-Artillerie (2/91 – 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- 16/8. Fuß-Artillerie (2/46 – 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- 17/8. Fuß-Artillerie (3/102 – 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- 4/5. Reitende-Artillerie (2/87 – 4 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- Det. 1/6. Train Bataillon (1 Offizier/107 Mann)
- Det. 3/6. Train Bataillon (1 Offiziere/76 Mann)
- Det. 5/7. Train Bataillon (2 Offiziere/169 Mann)
40. Division (10.000 Mann / 12 Bataillone, 172 Pferde)
- Divisionsgeneral Louis Joseph Baron de Vichery
- Chef des Stabes: Oberst Bellangè
1. Brigade – Brigade-General Baron Louis Thomas Gengoult
30. Linien-Regiment
- 1. Bataillon (31 Offiziere/655 Mann)
- 2. Bataillon (22 Offiziere/681 Mann)
- 3. Bataillon (20 Offiziere/661 Mann)
- 4. Bataillon (20 Offiziere/592 Mann)
61. Linien-Regiment
- 1. Bataillon (35 Offiziere/708 Mann)
- 2. Bataillon (15 Offiziere/701 Mann)
- 3. Bataillon (17 Offiziere/701 Mann)
- 4. Bataillon (17 Offiziere/698 Mann)
2. Brigade – Brigade-General Victor Joseph Delcambre, Baron de Champvert
111. Linien-Regiment
- 1. Bataillon (31 Offiziere/637 Mann)
- 2. Bataillon (17 Offiziere/547 Mann)
- 3. Bataillon (16 Offiziere/583Mann)
- 4. Bataillon (17 Offiziere/615 Mann)
Artillerie – Chef de bataillon Grosjean
- 12/2. Fuß-Artillerie (3/68 – 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- 11/8. Fuß-Artillerie (3/111 – 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- 18/8. Fuß-Artillerie (3/94 – 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- Det. 1/6. Train Bataillon (1 Offizier/51 Mann)
- Det. 2/7. Train Bataillon (1 Offizier/110 Mann)
- Det. 3/8. Train Bataillon (2 Offiziere/117 Mann)
50. Division (9.680 Mann / 12 Bataillone, 168 Pferde)
- Divisionsgeneral Marc Nicolas Louis Pécheux
- Chef des Stabes: Oberst Allouir
1. Brigade – Brigade-General Jean-Jacques Avril
33. leichtes Regiment
- 1. Bataillon (16 Offiziere/540 Mann)
- 2. Bataillon (17 Offiziere/465 Mann)
29. Linien-Regiment
- 1. Bataillon (?)
- 2. Bataillon (31 Offiziere/611 Mann)
- 3. Bataillon (16 Offiziere/685 Mann)
- 4. Bataillon (17 Offiziere/661 Mann)
- 5. Bataillon (4 Offiziere/121 Mann)
2. Brigade – Brigade-General Pierre-Jaques Osten
3. Linien-Regiment
- 3. Bataillon (7 Offiziere/376 Mann)
- 4. Bataillon (6 Offiziere/340 Mann)
- 6. Bataillon (4 Offiziere/372 Mann)
105. Linien-Regiment
- 3. Bataillon (11 Offiziere/472 Mann)
- 6. Bataillon (11 Offiziere/624 Mann)
Artillerie – Chef de bataillon Grosjean
- 12/9. Fuß-Artillerie (2/85 – 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- 4/1. Reitende-Artillerie (2/53 – 6 x 6-Pfünder Kanonen, 2 x 24-Pünder Haubitzen)
- Det. 4/5. Train Bataillon (0 Offiziere/90 Mann)
Kavallerie (5.800 Mann, 3.800 Pferde)
- Divisionsgeneral Pierre Wattier, Comte de Staint-Alphonse
- Chef des Stabes: Oberst Caillemer
- Brigadegeneral Dubois
- Hamburg Kürassier-Brigade
- Marsch-Regiment « Hamburg »
Brigadegeneral Guiton
- Hamburger Kavallerie Depot
- 28. Chasseurs à Cheval
Sonstige Truppen
Marine – Konteradmiral L’Hermitte
- Matrosen der V. Flottenequipage (1.200 Mann)
- 1 Bataillon Marinehandwerker (400 Mann)
Douaniers – M. Pyonnier (600 Mann)
- 1 Bataillon, 1 Schwadron
- Gendarmerie – Oberst Charlot (230 Mann)
- Nationalgarde: Präfekt du Bréteuil
Festungsartillerie (3.630 Mann, 2.220 Pferde)
- 6 Kompanien des 8. Artillerie-Regiments
- 3 Kompanien verschiedener Regimenter
- Genietruppen (316 Mann, 50 Pferde)
- Train – vom 12. Train-Bataillon (600 Mann)
- Veteranen – 1 Bataillon (600 Mann)
- Wallbüchsen – Kompanie – Revue-Inspekteur Caire
Die 40. Division wurde für die Verteitigung der Westfront vom Hamburg, die 3. Division an der Ostfront eingesetzt (Die Nordfront war durch die Alster, die Südfront durch die Elbe gedeckt), wobei die Brigade Leclerc den rechten Flügel an der Bille, die Brigade Rome den linken (Wandsbek gegenüber) erhielt. Die 50. Division unter dem Oberbefehl von General Pécheux ist zu großen Teile in Harburg und Wilhelmsburg stationiert, wobei die Brigade des General Osten die Wilhelmsburg und alle benachbarten Inseln bestetzt hält. Das 105. Linien-Regiment steht im Norden, Teile des 3. Linien-Regiments im Süden der Insel. Die Kavallerie, die kaum eine nennenswerte Anzahl von Pferden besitzt, ist dafür abgestellt, im Notfall die Stadtwälle zu besetzen. Die Nationalgrade ist für Patrouillendienste in der Stadt eingeteilt. Eine Wallbüchsen-Kompanie wird auf den Stadtwällen verteilt postiert, um von hier aus Offiziere und feindliche Patrouillien zu beschießen.
Davout und seine Generäle
Louis-Nicolas Davout
Davout gehörte zum Kreis der schnell aufgestiegenen Revolutionsgeneräle, dann, 1804, zu den von Napoleon ernannten Marschällen. Nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt im Jahr 1806 erhielt er den Titel eines Herzogs von Auerstedt, wurde nach dem Ende des Vierten Koalitionskriegs Generalgouverneur im neugeschaffenen Herzogtum Warschau und nach der Schlacht bei Eggmühl am 22. April 1809 erhielt er noch die Würde eines Fürsten von Eggmühl. Nach dem Frieden von Schönbrunn wurde die Davout unterstellte Armée d’Allemagne allmählich aus Österreich herausgeführt, und Davout begab sich nach Paris, während sein Generalstabschef Compans an die Spitze jener Deutschlandarmee trat, die zeitweise schon zur Auflösung bestimmt war, dann aber eine neue Bestimmung erhielt. Schritt für Schritt marschierte sie nach Norddeutschland, wo nach dem Willen Napoleons im Oktober 1810 das erste Korps einer künftigen Grande Armée aufgebaut werden sollte, welche dazu bestimmt war, 1812 Russland zu erobern. Davout verließ Hamburg mit seinem Korps zwar im März 1812, wurde aber von seinen Pflichten als Generalgouverneur nicht formell entbunden. Im Frühjahr 1813 kehrte der Marschall nach Hamburg zurück, erneut zum Generalgouverneur ernannt, jetzt aber mit so gut wie unbeschränkten Kompetenzen versehen. Er organiersiert die Befestung der Stadt und den Aufbau eines schlagkräftigern Armeekorps. Als er und seine Truppen im Novermber 1813 in Hambug durch die Allierten in Hamburg eingeschlossen und belagert werden, ließ er die Bank mit einem Kassenbestand von 7.489.343 Mark Banco in Beschlag nehmen, gegen Ende des Jahres mehr als 20.000 Menschen aus der Stadt treiben und die Wohnungen von mehr als 8.000 Einwohnern niederbrennen, nachdem er schon vorher mehrere Unruhestifter mit dem Tod bestraft hatte. So grausam dieses Verfahren auch war, so militärisch erfolgreich war seine Verteidigung gegen die Alliierten. Auf Befehl Ludwigs XVIII. übergab er – fast zwei Monate nach Napoleons Abdankung – erst am 29. Mai 1814 die Stadt, da seine Streitkräfte durch Krankheiten und Mangel dezimiert waren.
Louis-Henri Loison
Loison machte nach der Französischen Revolution rasch Karriere. 1791 trat er in ein Freiwilligenregiment seines Heimatdepartements Meuse ein, wurde Sous-lieutenant und war schon 1793 Général de brigade. 1799 diente er unter Masséna in der Schweiz, unter Napoléon in Italien und nahm 1805 an der Schlacht bei Austerlitz teil. Im Jahre 1806 wurde er Generalgouverneur von Münster und Osnabrück. Im März 1807 übernahm er die Leitung der Belagerung von Kolberg, konnte seinen Gegner Gneisenau jedoch nicht überwinden. 1808 kämpfte er unter Junot in Portugal, 1809 unter Soult in Spanien. Nach dem Einmarsch der Grande Armée in Russland stellte er in Königsberg eine Reservedivision aus Deutschen und Italienern auf, mit der er im Dezember 1812 der geschlagenen Armee nach Wilna entgegenzog. Nach kurzem Aufenthalt in der Festung Wesel nahm Loison 1813 unter Marschall Louis-Nicolas Davout an der Belagerung Hamburgs sowie im Spätsommer dieses Jahres am Vorstoß Davouts nach Mecklenburg teil. Von Loison befehligte Einheiten besetzten im Zuge dieser Unternehmung vorübergehend die Hafenstadt Wismar und stießen bis Kröpelin vor. Aus Krankheitsgründen schied Loison Anfang 1814 aus der Armee aus, trat unter Ludwig XVIII. aber wieder als Général de division ein. Bei Napoleons Rückkehr 1815 schloss er sich ihm an und folgte ihm in die Schlacht bei Waterloo.
Louis Joseph Baron de Vichery
Der aus bürgerlichem Hause stammende Louis Joseph Vichery verpflichtete sich 1781 während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in der königlichen französischen Armee. Mit der Französischen Revolution begann sein Aufstieg. 1793/94 war er Aide-de-camp, 1797 bereits Lieutenant colonel und Generaladjutant von Général Leone Baptiste Dumonceau bei der Batavischen Armee. 1805 nahm Vichery als Stabschef der von Dumonceau geführten 3. Division des II. Armeekorps am Feldzug der Grande Armée gegen Österreich teil. Im Feldzug 1806 war dieses Korps gegen preußische Stützpunkte in Norddeutschland sowie deutsche Staaten im Einsatz, die, wie Kurhessen, nicht dem Rheinbund beitreten wollten. Ende 1806 kehrte Vichery in die Niederlande zurück und trat der neuen holländischen Armee bei. Im Frühjahr 1807 wurde Vichery Adjutant der holländischen Königs Louis Bonaparte und Generalmajor. Ab Ende 1807 wurde er dann in Spanien eingesetzt. Durch die Abdankung von König Louis und die Eingliederung Hollands in das Kaiserreich wurde Vichery als Brigadegeneral in die französische Armee übernommen und am 27. Juni 1811 Ritter der Ehrenlegion. Am 30. Mai 1813 wurde er Offizier der Ehrenlegion und Général de division sowie Kommandeur der 50. Infanteriedivision mit insgesamt 8.690 Soldaten, davon 239 Offiziere. Mit ihr ging er dann nach Deutschland, wo er an der Einnahme der Stadt Hamburg durch Maréchal Louis-Nicolas Davoût beteiligt war. Seine Division war eine der drei Infanteriedivisionen mit denen Davout Hamburg gegen die alliierte Nordarmee verteidigte. Am 16. Juni 1815 führte Vichery die 13. Infanteriedivisio des IV.Korps von Général Étienne-Maurice Gérard in der Schlacht bei Ligny, in der die napoleonischen Truppen ihren letzten Sieg erringen sollten.
Marc Nicolas Louis Pécheux
Pécheux trat am 17. August 1792 als Freiwilliger eines Grenadier-Bataillons ein und diente zuerst bei der Nordarmee , wo er zum Chef de bataillon aufstieg. Zwischen 1793 und 1798 diente er nacheinander bei der Ardennen- und der Armée de Sambre-et-Meuse. 1799 wechselte er zur Armée d’Italie, wo er zum Chef de brigade aufstieg und bis 1801 in Ligurien stand. Nachdem seine Einheit in Italien fast aufgerieben worden war, wechselte er 1803 zur Batavischen Armee. Als Befehlshaber einer eigenen Halbbrigade stand er ab 1804 im Feldlager von Boulogne und wurde Mitglied der Ehrenlegion. 1805 nahm er am Feldzug gegen die Österreicher nach Ulm teil und zeichnete sich im Dezember 1805 in der Schlacht bei Austerlitz aus. Im Feldzug von 1806 kämpfte er bei Jena und Halle, besetzte Spandau und nahm 1807 mit seinem Regiment an der Schlacht von Friedland teil. 1808 wechselte er zur französischen Armee in Spanien, erlangte bereits im November das Komturkreuz der Ehrenlegion und wurde zum Baron de l’Empire ernannt. Seine Truppen kämpften in der Schlacht bei Tudela im November 1808 und nahmen an der Eroberung von Madrid teil. Im Jahr 1809 standen seine Truppen bei Velez, bei Almaras und Medellin im Kampf. Nach der Teilnahme an der Schlacht von Talavera trug er entscheidend zum Siege in der Schlacht bei Ocaña bei. Während der Belagerung dieser Stadt erhielt Pécheux die Beförderung zum Général de brigade. 1812 wurde er zurück nach Cadiz beordert. Am 30. Mai 1813 zum Général de division befördert, verstärkte er mit seiner Division ab Anfang August 1813 die Truppen des Marschall Davout in Norddeutschland. Am 16. September 1813 wurde er beim Vorstoß in Richtung auf Magdeburg von einem überlegenen alliierten Korps unter General Ludwig von Wallmoden-Gimborn in der Schlacht an der Göhrde geschlagen. Er konnte sich mit der Hälfte seiner Division nach Lüneburg zurückziehen. Pécheux verblieb unter Davout bis über das Kriegsende 1814 in Hamburg. Während der Herrschaft der Hundert Tage 1815 befehligte Pécheux die 12. Infanteriedivision des IV. Infanteriekorps unter General Gérard bei der Armee des Marschall Grouchy und kämpfte mit seiner Division bei Ligny und Wavre.
Pierre-Jaques Osten
Osten, der ursprünglich aus Belgien stammt, nahm im November 1789 am Aufstand der Niederlande gegen die österreichische Herrschaft teil. Nachdem die Österreicher den Aufstand niedergeschlagen hatten, flüchtete Osten 1792 nach Frankreich, wo er in der Nord-Armee diente. Im Januar 1793 wurde Osten Oberst und Kommandeur in Flandern. Im März diente er in Holland und beteiligte sich an den dortigen Kämpfen. 1795 kehrte er nach Holland zurück, nahm an der Eroberung durch französische Streitkräfte teil und überwachte die Kapitulation der Städte Gorcum, Lowestein und Worcum. Im Juni wurde er zum Kommandeur von Breda ernannt und erhielt dann im Oktober das Kommando über die Insel Walcheren. Osten blieb in den nächsten Jahren in dieser Position. 1804 wurde er zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt. Er blieb bis zur britischen Expedition nach Walcheren im Juli 1809 ohne große Probleme in seinem Amt. Osten nutzte die ihm zur Verfügung stehenden Truppen und versuchte, die Ausschiffung britischer Truppen auf der Insel abzuwehren, aber er und seine Männer konnten sie nicht zurückhalten. Bei der Verteidiung von Flessingue wurde er verwundet, gefangengenommen und nach England gebracht. Im Februar 1810 floh Osten mit einem Boot aus England und machte sich auf den Weg zurück an die Küste Frankreichs. Im September 1810 wurde er in die Armee von Illyria berufen, wo er zum Stabschef ernannt wurde. 1811 wurde er unter General St. Carra zum Kommandeur der 1. Brigade in Hamburg ernannt. Im November wurde er zum Kommandeur des Départements Yssel-Supérieur ernannt. 1812 diente er im XI. Korps, welches die Küsten bewachte. Für die Kampagnen in Deutschland im Jahr 1813 wurde General Osten zunächst General Vandamme unterstellt. Marschall Davout ernannte ihn Ende Mai zum Kommandeur der Stadt Hamburg. Nachdem Marschall Davout später im selben Jahr in Hamburg das Kommando übernahm, wurde Osten von Davout angewiesen, die Truppen zu befehligen, die ausgewählt worden waren, um die Insel Wilhelmsburg zu verteidigen. Im Februar 1814 verteidigte Osten Wilhelmsburg, wurde bei den Kämpfen jedoch verwundet und starb drei Wochen später an seinen Verletzungen.
Russland / Alliierte
Anfang Februar 1814 werden die Belagerungstruppen, mittlerweile 20.000 Mann Infanterie (davon rund 4.000 Mann Allierte vor Harburg ) und 4.000 Reiter, rund um Hamburg neu verteilt:
- Dochtorow kommandiert den linken Flügel mit Korpsquartier in Bergedorf.
- Tolstoi kontrolliert das Zentrum mit Korpsquartier in Wellingsbüttel.
- Markov kommandiert den rechten Flügel mit Korpsquartier in Rellingen.
- Chaplitz kommandiert die komplette Kavallerie (auch die von Tolstoi) und steht mit seinen Einheiten in zweiter Linie.
- Ahrendschild (Nordarmee) steht mit seinen Truppen rund um Harburg mit Korpsquartier in Winsen.
- Das Hauptquartier des General Benningsen ist in Pinneberg einquartiert.
Korps Dochturow
Kommandierender: General-Lieutenant Dochturow
Chef des Generalstabes: Oberst- Lieutenant Teuner
Von der 13. Infanterie Division
Briagde General-Major Rossy
- Velikie-Luki Infanterie-Regiment / 3 Bataillone – Oberst Golowin
- Galich Infanterie-Regiment / 3 Bataillone – Gen-Major Lindfors
26. Infanterie Division / General-Lieutenant Emme
Brigade Oberst Tschemschuschnikow
- Nizhnii-Novgorod Infanterie-Regiment / 2 Bataillone – Major Akermann
- Orel Infanterie-Regiment / 2 Bataillone – Gen.-Major Paskiewitsch
Brigade Gen.-Major Sawoyna
- Ladoga Infanterie-Regiment / 2 Bataillone – Gen.-Major Sawoyna
- Poltava Infanterie-Regiment / 2 Bataillone – Oberst Damerow II.
Brigade Gen.-Major. Kollogribow
- 5. Jäger Regiment / 2 Bataillone – Gen.-Major Vogel
- 42. Jäger Regiment / 2 Bataillone – Oberst-Lt. Trubtscheniow
Artillerie
- Schwere Batterie Nr. 22 / Obert Kolotinsky
- Schwere Batterie Nr. 26 / Oberst-Lt. Schulmann
- Schwere Batterie Nr. 45 / Oberst Begunow
- Leichte Batterie Nr. 1 / Oberst-Lt. Schischkin
- Leichte Batterie Nr. 18 / Oberst-Lt. Hinne
- Leichte Batterie Nr. 47 / Oberst-Lt. Schurakowsky
- Mineur-Kompanie / Oberst-Lt. Asanassiev III.
- Sappeur-Kompanie / Captain. Schtender
- Pontonier Kompanie Nr. 1
- Pontonier Kompanie Nr. 2
Korps Tolstoi
Kommandierender: General-Lieutenant Graf Tolstoi
Chef des Generalstabes: Obrist Murawiew
1. Infanterie Miliz (Opolochenie) Korps
Kommandierender: Gen.-Major Muromoc
- 1. Nizhnii-Novgorod Opolochenie Inf.-Reg. / 3 Bat. – Oberst Karateiov
- 2. Nizhnii-Novgorod Opolochenie Inf.-Reg. / 3 Bat. – Oberst Powinsky
- 3. Nizhnii-Novgorod Opolochenie Inf.-Reg. / 3 Bat. – Oberst Suriew
- 4. Nizhnii-Novgorod Opolochenie / Inf.-Reg. 3 Bat. – Oberst Rall I.
- 5. Nizhnii-Novgorod Opolochenie Inf.-Reg. / 3 Bat. – ???
- 1. Kasan Opolochenie / Inf.-Reg. 3 Bat. Oberst-Lt. Tschitschagow
2. Infanterie Miliz (Opolochenie) Korps
Kommandierender: Gen.-Major Titow
- 1. Pensa Opolochenie Inf.-Reg. / 3 Bat. – Oberst Selinsky
- 2. Pensa Opolochenie Inf.-Reg. / 3 Bat. – Oberst Dimitref
- 3. Pensa Opolochenie Inf.-Reg. / 3 Bat. – Oberst Beketew
- 3. Riazan Opolochenie Inf.-Reg. / 3 Bat. – Obsert Rinkewitsch
- 1. Riazan Opolochenie Jäger-Reg. / 3 Bat. – Oberst-Lt. Maslow
Artillerie
- Schwere Batterie Nr. 52 / Oberst-Lt. Sasinsky
- Leichte Batterie Nr. 64 / Captain Notbek
- 4 Stück leichte Kanonen der Penza Opolochenie
- Pionier-Kompanie des Captain Schewitsch
Miliz Kavallerie-Division / Gen.-Maj. Fürst Tenishev
Brigade Oberst Kaslov
- Pensa Opolochenie Kav.-Reg. / 5 Schwadronen – Gen-Maj. Tenishev
- Simbrisk Opolochenie Kav.-Reg. / 5 Schwadronen – ???
- Nishegorod Opolochenie Kav.-Reg. / 5 Schwadronen – Oberst Kaslow
Brigade Oberst Nebolsin
- Kostroma Opolochenie Kav.-Reg. / 5 Schwadronen – Oberst Rebolsin
- Riazan Opolochenie Kav.-Reg. / 5 Schwadronen – Oberst Maslow
- Kasan Opolochenie Kav.-Reg. / 5 Schwadronen – ???
Artillerie
- Reit. Artillerie Batterie Nr. 22 / Oberst-Lt. Chowena
Korps Markov
Kommandierender: General-Lieutenant Markov
16. Infanterie Division – Gen.-Major Bulatov
Brigade Gen.-Major Sucharev
- Neutchlot Infanterie-Regiment / 3 Bataillone – Oberst Balla
- Mingrelia Infanterie-Regiment / 3 Bataillone
Brigade ?
- 27. Jäger Regiment / 3 Bataillone – Oberst Pantenius
- 43. Jäger Regiment / 3 Bataillone – Oberst Jergoldsky
Artillerie
- Schwere Batterie Nr. 16 – Obrist Poll
- Reit. Artillerie Batterie Nr. 30 – Gt. Cav. Korsakow
- Reit. Artillerie Batterie Nr. 10 – Lt. Zerbikow
Kosaken Korps
Kommandierender: Genenral-Major Fürst Bagration
- Don Kosaken-Regiment – Oberst Platow V.
- Don Kosaken-Regiment – General-Leutnant Andrianow III.
- Don Kosaken-Regiment – Oberst-Leutnant – Schamschewa II.
- 3. Orendburg Kosaken-Regiment
- 4. Ural Kosaken-Regiment– Major Nasarow
- 5. Ural Kosaken-Regiment
- 9. Baschkiren (Bashkir) Regiment
- 11. Baschkiren (Bashkir) Regiment
- 14. Baschkiren (Bashkir) Regiment.
- 15. Baschkiren (Bashkir) Regiment
Kavallerie-Korps Chaplitz
Ulanen Division / General-Major Baron Kreutz
Brigade General-Majar Djadkow
- Ulanen Regiment Orenburg / 2 Schwadronen (220) – Gen.-Major Djadkow
- Ulanen Regiment Wladimir / 2 Schwadronen (404) – Gen-Lt. Barkow
- Ulanen Regiment Litthauen / 2 Schwadronen – Oberst Baron Benningsen
Leichte Kavallerie Division / General-Leutnant Tschepelv
Brigade Oberst Baron Bennigsen (?)
- zusammengesetztes Husaren-Reg. / 5 Schwadronen
- zusammengesetztes Dragoner-Reg. / 5 Schwadronen – Major Siripka
- zusammengesetzten Jäger- Reg. / 4 Schwadronen – Major Hoffmann
Brigade Oberst Klebek
- 2. zusammengesetzten Jäger- Reg. / 4 Schwadronen – Major Keltowsky
- zusammengesetzten Ulanen- Reg. / 5 Schwadronen – Oberst Baron Benningsen (?)
- zusammengesetzten Ulanen- Reg. / 4 Schwadronen – Oberst Klebek
Zusätzlich (?)
- Irkutsk Husaren-Regiment
- Pereiaslav reitendes Jäger-Regiment
- Tiraspolreit. reitendes Jäger-Regiment
Artillerie
Reit. Artillerie Nr. 2 / Oberst-Lt. Reging
Korps Wallmoden
1. Hannoversche Truppen (General-Major Lyon)
Leichte Brigade – Oberstleutnant Martin
- Bataillon Lüneburg – Oberstleutnant von Klencke
- Bataillon Bremen-Verden – Major de Vaux
- Kielmannsegger Jäger – Oberst Friedrich Graf von Kielmansegg
Linien Brigade – Oberstlt. Halkett
- Bataillon Lauenburg – Major von Bennoit
- Bataillon von Bennigsen – Obert-Lieutenant von Bennigsen
- Bataillon von Langwehr – Major von Langrehr
Kavallerie
- Husaren-Regiment Lüneburg – Oberst Albrecht von Estorff
- Husaren-Regiment Bremen und Verden – Obert-Lieutenant Friedrich von dem Busche
- Kur-Hannoversche Feldjäger
Artillerie
- KGL / Hannov. Fuß-Artillerie – 8 Geschütze – Hauptmann Wiering
2. Russisch-Deutsche-Legion (Generalleutnant v. Ahrentschild)
Jäger-Kompanie
1. Infanterie-Brigade – Major Ferdinand von Natzmer
- 1. Bataillon – Kommandeur Capitain von Schaper
- 2. Bataillon – Kommandeur Major von Fircks
- 5. Bataillon – Kommandeur Capitain von Dobschütz
2. Infanterie-Brigade – Oberstleutnant Wilhelm von Wardenberg
- 3. Bataillon – Kommandeur Oberstleutnant Wardenburg
- 4. Bataillon – Kommandeur: Major von Horn
- 6. Bataillon – Kommandeur: Capitain von Natzmer II
Kavallerie
· Husarenregiment – Kommandeur Oberstleutnant Alexander Wilhelm von der Golt
· Husarenregiment – Kommandeur Graf Friedrich von Dohna I.
Artillerie (24 Geschütze)
- Fuß-Artillerie
- 2 reitende Batterien
Weitere Informationen zu den russichen Truppen und Kommandeuren sowie zur Russisch-Deutschen Legion findet ihr hier:
Vorbereitung
Am 24. Dezember 1813 erfolgt der endgültige Einschluss der Stadt und Festung Hamburg auf dem rechten Ufer der Elbe bis zur Alster sowie im Süden rund um Harburg durch die russische Armee. In den folgenden Wochen kommt es immer wieder zu kleinen und größeren Gefechten, bei den vor allem Ochsenwerder, Billwerder und Harburg im Mittelpunkt stehen. Ende Januar kann Bennigsen aufgrund der Witterung, es herrscht strenger Frost, welcher die Elbe und die zahlreichen Nebenarme hat zufrieren lassen, endlich einen großen, koordinierten Angriff wagen.
Als Vorbereitung auf den geplanten Großangriff gegen die Wilhelmsburg und Harburg beschließt Benningsen den Belagerungsring enger zu fassen und die Franzosen durch einen Angriff auf allen Fronten auf ihre Hauptverteidigungslinien zurückzuwerfen. Am 26. Januar 1814, dem Geburtstag der russischen Kaiserin erfolgt dieser Angriff auf die Vorpostenstellungen der Franzosen. Einheiten der 26. Division greifen Moorfleet an und eroberten es. Auch der französische Posten bei Aufschlag wird eingenommen. In Hamm finden die heftigsten Kämpfe statt. Hier stehen die Truppen unter dem Befehl von General Chaplitz. Die Battailone des 5. Jäger-Regiments unter General-Major Vogel drängen die Franzosen bis auf den Kirchhof von Hamm zurück. Bevor Entsatz für die nun eingeschlossenen Franzosen herangeführt werden kann, stürmen die russischen Jäger-Battailone die Stellung und töten dabei fast alle Gegner. Unterdessen unternimmt General Rossi von Wandsbek und General Dochturow aus Richtung Westen einen Angriff. Trotz der widrigen Bedinnungen, es liegt überall hoher Schnee, drängt man die Franzosen an allen Punkten zurück, mehr als 300 Gefangene werden gemacht und ebensoviele Franzosen werden verwundet bzw. getötet. Die Belagerer stehen nun mit ihren Vorposten ringsum Hamburg in Kanonenschussweite.
Die nächsten 14 Tage verlaufen relativ ruhig. Die Franzosen sind aber durch die Kämpfe und den anstrengenden Vorpostendienst äußerst erschöpft. Natürlich können die Franzosen die Insel um den Kommunikationsweg durch den zugefrohrenden Fluss nicht mehr flächendeckend sichern. Es sind deshalb überall Posten eingrichtet, die den Übergang von feindlichen Truppen melden sollen. Neben diesen Posten an der Front und den Besatzungen der Brückenköpfe und Schanzen steht die Hauptreserve der Franzosen in der Mitte der Insel Wilhelmsburg, rund um die Kirche und das Amtshaus. Bei den Truppen auf der Insel handelt es sich um die 2. Brigade der 50. Division unter dem Kommando von General Osten, also das 3. (3 Bataillone) und 105. Linien-Regiment (2 Bataillone). Diese Truppen solle im Falle eines Angriffes so lange standhalten, bis Verstärkungen über den Kommunikationsweg aus Hamburg und Harburg herangeführt werden können.
Ein Zeitzeugenbericht…
Aus den Memoiren des Hauptmanns de Gonneville: Wir mussten, wie gesagt, Wilhelmsburg um jeden Preis halten, da es die einzige Verbindung mit Harburg war. Diesen Brückenkopf hatten wir für die Verteidigung gerüstet und dort eine ausreichend starke Besatzung stationiert. Ich wurde mit einer Eskadron nach Wilhelmsburg abkommandiert und dort unter das Kommando des Obersten vom 30. Infanterieregiments gestellt. Das Regiment lag der Brücke am nächsten. Ich befand mich direkt vor ihm am Ufer der Norderelbe, die höchstens hundert Meter breit war und uns von den Russen trennte. Von einer Trennung konnte freilich keine Rede mehr sein, sobald der Frost das Eis tragfähig machte, und das geschah ziemlich schnell. Ich hatte mich mit meinen Männern auf zwei oder drei Bauernhöfen direkt hinterm Deich einquartiert, wo es auch Fourrage gab. Hafer und Lebensmittel wurden mir von Hamburg aus geschickt. Unsere Anwesenheit verursachte den armen Bewohnern starke Unannehmlichkeiten, dennoch hatten wir nach einigen Tagen nähere Bekanntschaft geschlossen und kamen gut miteinander aus. In einer so exponierten Lage wie jener, in der ich mich befand, waren äußerste Wachsamkeit und aufwendige Vorsichtsmaß nahmen unabdingbar, um eine böse Überraschung für uns zu verhindern. Eine feindliche Abteilung hätte nicht mehr als eine Minute gebraucht, um sich hinter dem Deich am gegenüberliegenden Flussufer bereit zu machen und uns anzugreifen. Ich musste Tag und Nacht, vor allem nachts, auf den Beinen sein, auf verdächtige Geräusche achten, nachprüfen, ob die Wachen nicht etwa einschliefen, kontrollieren, dass nicht zu viele Pferde befehlswidrig abgezäumt waren. Nicht zuletzt galt es darüber zu wachen, dass die Männer für die im Angriffsfall verteilten Aufgaben auch bereit wären. Ab und zu ließ ich Alarmsignal geben, und ich konnte dann feststellen, dass der Befehl so zügig und zuverlässig ausgeführt wurde, wie es nur ging.
Kampf um Wilhelmsburg
Bennigsen hat für den 9. Februar 1814 den so lange geplanten großen Angriff auf die französischen Stellungen geplant. Die wichtigsten Ziele sind die Wilhelmsburg mit dem Kommunikationsweg und die Schanzen des Schwarzen Berges bei Harburg. Der Plan des Kommandierenden sah wie folgt aus:
Für den Angriff werden 3 Kolonnen gebildet. Die 1. und 2. Kolonne greifen auf dem linken Flügel an und stehen unter dem Befehl des Gen. Dochturow, bzw. unter dem Kommando von Gen.-Lt. Emme und Gen.-Lt. Tolstoy. Die 3. Kolonne greift auf dem rechten Flügel an und steht unter dem Kommando von Gen. Markov. Bennigsen selbst wird sich der 3. Kolonne anschließen.
1. Kolonne Gen.-Lt. Emme
- 9 Bataillone Infanterie der 26. Division
- 4 leichte Kanonen
- 200 Kosaken
- 2 Schwadronen reguläre Kavallerie
- 1 Pinoier-Kompanie
2. Kolonne Gen.-Lt. Tolstoi
- 9 Bataillone Infanterie
- 2 leichte Kanonen
- 200 Kosaken
- 2 Schwadronen reguläre Kavallerie
- 1 Pinoier-Kompanie
- Hamburger Bürgergarde
3. Kolonne Gen. Markov
- 8 Bataillone Infanterie
- 4 leichte Kanonen
- 200 Kosaken
- 2 Schwadronen reguläre Kavallerie
- 1 Sappeur-Kompanie
Angriffskolonnen Hamburg
Gen.-Lt. Chaplitz
- 6 Bataillonen Landwehr
- Einige Artillerie
- Einige Schwadronen regulärer Kavallerie
Gen.Lt. Tschepelef
- 4 Bataillone Landwehr
- 1 Linien-Bataillon
- einige Kanonen
- einige Schwadronen regulärer Kavallerie
Angriffskolonne Harburg
Generalleutnant v. Ahrentschild
- Jäger Kompanie RDL
- 6 Bataillone der RDL
- 6 Bataillone Hannoveraner
- 2 Batterien Artillerie
- 2 Regimenter Kavallerie
Der Plan
Die 1. Kolonne soll sich auf Ochsenwerder vor der Kirche versammeln. Sie soll dann die Posten von Buschwerder und Georgswerder auf der Wilhelmsburg durch einen Bajonettangriff in der Flanke und im Rücken erobern. Von dort aus soll es in Richtung Hävel gehen. Die 2. Kolonne hat ihren Sammelpunkt bei der roten Brücke an der Bille und geht dort über Aufschlag, wo der französische Posten ebenfalls im Rücken angegriffen werden soll. Von dort plant man nach Hävel zu gehen, wo man sich mit der 1. Kolonne vereinigen will, um gemeinsam zur Brücke des Kommunikationsweges vorzustoßen. Die 3. Kolonne sammelt sich bei Dockenhuden, geht über Teufelsbrück auf der Elbe gegen die Insel Roß vor und soll versuchen die französische Batterie bei Schrevenhof durch einen Angriff im Rücken einzunehmen. Vorher will man die Posten bei Waltershof und Dradenau ausgeschalten. Schließlich soll auch die 3. Kolonne bis zur Brücke in Wilhelmsburg vorstoßen und sich dort mit den beiden anderen Kolonnen vereinen. Wichtig bei diesem Vorhaben ist vor allem, die Vereinigung der französischen Truppen zu verhindern, um so die Wilhelmburg leichter erobern zu können.
Zur selben Zeit ist südlich der Elbe ein Angriff auf Harburg geplant, der dann mit 7 Bataillonen und Artillerie von der Wilhelmsburg unterstützt werden soll. General Arentschildt hat den Auftrag mit seinen Truppen der Russisch-Deutschen-Legion zunächst Scheinangriffe auf die linke Flanke von Harburg zu unternehmen und so den Angriff der russischen Kolonnen decken, die von Ochsenwerder über die Elbe nach Wilhelmsburg vorstoßen sollen. Später war von hier aus dann der kombinierte Angriff auf Harburg geplant. Arentschildt begibt sich von seinem Hauptquartier in Winsen nach Hittfeld, um die Operation zu planen. Die 2. Brigade der RDL und die Jäger werden am Elbdeich von Bullenhausen postiert, die 1. Brigade, die Kavallerie und Artillerie bei Hittfeld und Wilstorf, von wo aus auch Arentschildt den Angriff leitet. Hinzu kommen ebenfalls die hannoverschen Truppen. Die Elbe ist noch zugefroren und es liegt Schnee, welcher die Nacht etwas aufhellt und zumindest Konturen erkenne lässt. Es gab in den letzten Tagen jedoch häufig Temperaturen über dem Gefrierpunkt, wodurch sich teilweise Tauwasser auf den Eisflächen gebildet hat.
Um die in Hamburg stationierten Truppen in Hamburg zu binden, soll außerdem von 2 Seiten ein Scheinangriff auf Hamburg selbst erfolgen. Den ersten Angriff will man von Wandsbek unter der Führung von Gen.-Lt. Chaplitz mit 6 Bataillonen russischer Landwehr, einige Artillerie und einigen Schwadronen regulärer Kavallerie durchführen. Der zweite Angriff unter dem Befehl von Gen.Lt. Tschepelv soll von Eppendorf und rechts von Eimsbüttel starten und mit 4 Bataillonen Landwehr, 1 Linien-Bataillon, einigen Kanonen und einigen Schwadronen regulärer Kavallerie erfolgen. Der Angriff soll hier gut sichtbar, aber außerhalb der Kanonenschussweite beginnen. Bennigsen selbst wird sich bei dieser Aktion bei der 3. Kolonnen aufhalten. Bei Schwierigkeiten soll die 1. Kolonne auf Ochsenwerder, die 2. Kolonne auf Billwerder und die 3. Kolonne auf Teufelsbrück zurückfallen.
Die Ereignisse
Das Vorhaben konnte allerdings nicht wie geplant durchgeführt werden. Um 3 Uhr morgens warten die Truppen an ihren Sammelplätzen. Die 1. Kolonne rückt wie befohlen im Morgengrauen über Ochsenwerde vor, überquert die Norderelbe bei Spadenland und erobert den starken französischen Vorposten bei Busch durch einen Flankenangriff. Hier können sie eine Batterie von 6 Geschützen einnehmen und die herbeieilende Verstärkung nach Hävel zurückwerfen. Hier wartet nun die 1. Kolonne auf ein Signal vom Herannahen der 2. Kolonnen.
Unterdessen hat die 2. Kolonne die Hamburger Bürgergarde zur Führung an die Spitze gesetzt. Sie sollen den russischen Truppen einen sicheren Weg durch das unwegsame und von Gräben durchschnittene Gelände weisen. Auf dem Billwerder blockiert allerdings unerwartetes Tauwasser auf dem Eis ein Fortkommen auf diesem Weg. Die Hamburger Bürgergarde bietet zwar einen möglichen Umweg an, doch General Tolstoi will nicht von den gegebenen Befehlen abweichen, sondern auf neue Anweisungen von Bennigsen warten. So vergeht kostbare Zeit und die 1. Kolonnen ist zunächst ebenfalls gezwungen nicht weiter vorzurücken. Ein Teil der Bürgergrade kann aber bis zum Aufschlag vordringen und dort zwei Verhauen einnehmen, ist dann aber vor der Batterie bei Tiefentag zum stehen gekommen.
Die 3. Kolonnen überquert die zugefrorene Elbe bei Teufelsbrück und Nienstädten, lässt einige Truppe zur Sicherung vor Altona zurück und gelangt so geradewegs auf die Insel Neuhof und Ross. Aufgrund des Neutralitätsstatuses von Altona dürfen die Russen nicht direkt bei dieser dänischen Stadt den Weg über die Elbe antreten. Eine kleine russische Abteilung wird außerdem gegen die Vorposten der Franzosen auf Waltershof und Dradenau geschickt. Die Hauptkräfte der Kolonne stoßen unterdessen in Richtung der Mühle am Reiherstieg vor. Auf Ross-Neuhof wird eine Batterie mit 5 Kanonen erstürmt und einige weitere Vorposten der Franzosen eingenommen. Die 1. Kolonnen bemerkte nun in der Ferne das Vorrücken der 3. Kolonnen und marschiert jetzt auf die Kommunikations-Chaussee zu. Immer noch in der Hoffnung, hier auf die 2. Kolonne zu treffen.
Aber auch die Franzosen bemerken schließlich das Anrücken des Feindes und sammeln daraufhin die Besatzung der Wilhelmsburg, das 3. und 105. Linienregiment an den Verschanzungen der Chaussee, den Brücken und am Hauptdeich. General Osten hat sein Quartier im Roten Hause, wo auch zwei Geschütze positioniert sind. Von hier aus feuert nun die französische Artillerie, die von ihrer Position ein gutes Schussfeld auf die Umgebung und auf die anrückenden russischen Einheiten hat. Aufgrund der vielen Deiche, Gräben und des Tauwassers ist es den Russen kaum möglich ihre Artillerie und Kavallerie sinnvoll einzusetzen. Nun werden französische Verstärkungen, Teile des 30. und 44. Regiments unter dem Befehl des Generalleutnants Vichery, herangeführt, denen es gelingt einige bereits durch die Russen eingenommene Gehöfte zurückzuerobern. Zu diesem Zeitpunkt erreicht die 3. Kolonne über die Mühle am Reiherstieg kommend die rechte Flanke der Franzosen, während die 1. Kolonne die linke Flanke der Franzosen bedroht. Durch den heftigen Beschuss von beiden Seiten werden die Franzosen jetzt unter schweren Verlusten nach und nach auf die Brückenköpfte zurückgezogen. Die Wege sind durch tote und verwundete Menschen und Pferde derart verstopft, dass die zwei Bataillonen des 105. Regiments, deren Führung Vichery kurzzeitig selbst übernommen hat, kaum vorankommen. General Osten ist schwer verwundet und ein Großteil der französischen Offiziere ist gefallen. Schließlich gelingt es der 1. und 3. russischen Kolonne sich zu vereinen und den Hauptdeich einzunehmen
Im Süden, vor den Toren Harburgs, hat zu dieser Zeit General Arentschildt einige seiner Bataillone der Russisch-Deutschen Legion am Deich von Fünfhausen bis Neuland aufmarschieren lassen und von hier aus Patrouillen auf die Wilhelmsburg geschickt, um Verbindung mit der 1. Kolonne aufzunehmen. Die Hauptstreitmacht Arentschildts, hannoversche und weitere Einheiten der Russisch-Deutschen Legion, gehen unterdessen bei Wilstorf, unmittelbar südlich von Harburg in Stellung und erwartete hier auf die versprochene Verstärkung aus Wilhelmsburg. Zum verabredeten Zeitpunkt, um 3 Uhr morgens, stehen die Truppen bereit und erwarten den Angriffsbefehl. Aber erst anderthalb Stunden später hören sie Schlachtenlärm von der Wilhelmsburg herüberschallen. Sofort setzt sich das 4. Bataillon der RDL in Sektionsbreite und mit den Jägern in Plänkler-Formation davor von Bullenhausen aus in Bewegung. Das 6. Bataillon folgt in dieselbe Richtung, gedeckt durch seine Schützeneinheit. Das 3. Bataillon begibt sich nach Groß-Moor als Reserve. Erst kurz vor ihren Vorpostenstellungen eröffnen die Franzosen das Feuer. Die Jäger der RDL dringen in die ersten Gärten und Häuser von Fünfhausen ein und machen ein paar Gefangene. Die Franzosen, ein paar hundert Mann, lassen sich durch Fünfhausen und Neuland zurückfallen und gehen hinter einer Brustwehr mit 2 Geschützen in Stellung. Hier hatten man den Deich durchgraben und zudem konnte diese Position auch von den Geschützen der Harburger Zitadelle erreicht werden. Die Jäger der RDL suchen gegenüber dieser Stellung ihre Positionen und unterhalten ein ständiges Plänklerfeuer auf die französische Infanterie und Artillerie. Die beiden Infanterie-Bataillone der RDL suchen unterdessen Deckung hinter den Häusern der beiden Dörfer. Man wartet nun auf die russische Kolonne, die von der Wilhelmsburg her angreifen soll.
Schließlich geht Captain Natzmer mit dem 6. Bataillon der RDL über das Eis der Elbe, um Verbindung mit den Russen aufzunehmen. Der Versuch schlägt jedoch fehl. Sie können die russische Kolonne nicht finden und werden schließlich von der Harburger Zitadelle aus beschossen, wobei Fähnrich Viehweger ein Bein abgeschossen wird. Das Bataillon zieht sich über das Eis zurück auf das südliche Elbufer, als es plötzlich aus östlicher Richtung auf Franzosen stößt. Es handelt sich um ein Bataillon (vermutlich des 3. Linien-Regiments), das durch die Angriffe der Russen nach Süden abgedrängt worden war. Die Franzosen wollten über das Eis nach Fünfhausen ausweichen, wo sie noch ihre Vorposten vermuteten. Am Ortsausgang von Bullenhausen treffen sie auf eine Abteilung von 50 Mann des 4. Bataillons der RDL, die hier in der Schanze zur Sicherung zurückgelassen worden waren. Angeführt wird die kleine Einheit von Leutnant Toll aus Livland, der am Morgen eine starke Todesahnung gehabt hatte und deshalb in dieser vermeintlich sicheren Stellung zurückgelassen worden war. Als die Truppe nun den Franzosen auf dem Eis entgegenstürmt, wird er von zwei Kugel getroffen und stirbt sofort. Seine Einheit wird zurückgedrängt und die Franzosen marschieren auf dem Eis in Richtung Harburg, wo sie auf das schon erwähnte, 6. Bataillon treffen. Die nun schon zum dritten Mal attackierte französische Einheit löst sich auf und flieht nach Wilhelmsburg zurück, wobei ein Teil von ihnen vom 6. Bataillon der RDL gefangengenommen wird.
Auf der Wilhelmsburg greift nun Marschall Davout selbst ein. Mit den Eliten-Kompanien des 15. leichten Regiments, seiner persönlichen Reserve, erreicht er über die Brücke den Sommerdeich, wo sich ein kleines Blockhaus befindet. Der Marschall war schon frühzeitig vom Beobachtungsposten auf der Michaeliskirche über gelöschte Feuer, Raketensignale und Bewegungen in den feindlichen Biwaks unterrichtet worden. Auch von einigen gefangenen Vorposten hatte man Einzelheiten vom geplanten Hauptangriff erfahren. So war es Davout möglich seine Dispositionen zur Verteidigung der Ost- und Westfront von Hamburg zu treffen und sich mit seiner Reserve nach Wilhelmsburg zu begeben. Am Sommerdeich angekommen, lässt er das Blockhaus besetzen und die Besatzung des Klütjenfeldhauses auf der linken Flanke verstärken. So entsteht eine Auffangstellung für die sich immer noch zurückziehenden Franzosen. Auch General Vichery erreicht mit seinem 105. Regiment diese Stellung. Nun sendet Davout einen Meldereiter nach Hamburg, um alle noch verfügbaren Truppen auf die Wilhelmsburg zu beordern.
Den Russen gelingt es auf der Wilhelmsburg unterdessen nicht, über den verstopften Brückenkopf weiter in Richtung Norden vorzudringen. Aufgrund der Enge können sie die eigenen und die eroberten Geschütze nicht in Stellung bringen. So haben die Franzosen Zeit, eine Verteidigungslinie am Sommerdeich zu bilden. Trotzdem befindet sich Davout in einer verzweifelten Lage, da er mit seinen schwachen Truppen kaum hoffen kann, den überlegen Kräften der Russen lange standhalten zu können. Um seine Einheiten moralisch zu stärken, geht er mit seinem Stab über die Brücke in Richtung Feind vor und steht dort einige Zeit mit seinen Soldaten zusammen im heftigen Musketenfeuer der Russen, bis eine Verwundung des Generals de la Ville die kleine Gruppe zum Rückzug zwingt.
Die Scheinangriffe der russischen Miliz unter der Führung des General Chaplitz und General Tschepelv hatten bis jetzt verhindert, dass umfangreiche französische Verstärkungen auf die Wilhelmsburg geschickt wurden. Gegen Nachmittag glaubt man in Hamburg jedoch nicht mehr an einen Angriff der russischen Miliz und entschhließt sich endlich zu einer starken Unterstützung der kämpfenden Franzosen. Um 15 Uhr am Nachmittag begibt sich General Pecheur von Harburg aus mit einem Großteil seiner Truppen über die Süderelbe und über die Brücke nach der Wilhelmsburg, wodurch die Russen gezwungen sind, jetzt auch nach Süden hin Front zu machen. Um 16 Uhr hat auch Marschall Davout ausreichende Verstärkungen erhalten, um einen Gegenangriff wagen zu können. Für diesen Angriff werden 3 Kolonnen gebildet. Die stärkste Kolonne geht in Richtung Westen gegen den Hauptdeich vor und kann hier den Feind bis zur Mühle am Reiherstieg zurückdrängen. Die Eliten-Kompanien des 105. Regiment bilden die zweite Kolonne, die über das Klütjenfeld in Richtung Osten die Russen angreifen und den Feind mit dem Bajonett bis zur Honarts-Schleuse zurückwerfen . Die Eliten-Kompanien des 15. leichten Regiments und alle restlichen Truppen greifen unter der Führung von General Vichery rechts und links der Brücke den Hauptdeich an können den Brückenkopf am Hauptdeich zurückerobern.
Südlich der Elbe erfolgt von Westen ebenfalls ein Angriff auf Harburg. Hier sind hannoversche Truppe stationiert. Die Lüneburger Jäger beginnen ihren Angriff von Moorburg aus um 3 Uhr morgens. Sie gehen auf dem Elbdeich gegen die französische Schanze in Lauenbruch vor. Die Verteidigungsanlage der Franzosen werden im Sturm genommen und diese müssen sich bis Harburg zurückfallen lassen. Die Lüneburger gehen sofort daran die Verschanzung abzutragen. Schließlich bleiben die Jäger hier in Bereitschaft und warten den kompletten Tag auf den Befehl zum Angriff auf Harburg, der jedoch ausbleibt. Unterdessen werden die Kielmannsegge’schen Jäger zum Sturm auf den Schwarzen Berg eingesetzt. Bei dem Gefecht dort, sollen wohl auch Geschosse der französischen Geschütze bis Moorburg ihre Kugeln gefeuert haben. Eine davon soll eine Fensterscheibe des Rubbert’schen Hauses zertrümmert haben, die danach auf dem Dachboden vorsichtig verwahrt wurde. Eine andere streifte den Eckständer der Harms’schen Kate, deren Spuren auch noch 100 Jahre später bewundert werden konnten. Am Ende des Tages werden jedoch alle Angriffsversuche von den Franzosen abgeschlagen. An diesem Tag erleiden die Lüneburger an Verlusten 2 Tote, zu denen auch der 15-jährige Fähnrich Sachse zählt, sowie 10 Verwundete. Für den 9. Februar 1814 werden am Abend als gefallen vom Lüneburger Jäger-Bataillon Friedrich Hoffmann aus Memel, 22 Jahre alt, Ludwig Kortlaender aus Elstorf, 27 Jahre alt und Theodor Münnich aus Straßburg, 25 Jahre alt genannt.
Schon vor dem Gegenangriff der Franzosen um 16 Uhr hatte General Bennigsen den Rückzug der russischen Truppen befohlen, auch um noch bei Tageslicht, die Elbe überqueren zu können. Eine Besetzung der Wilhelmsburg ist aufgrund der geringen Zahl an russischer Infanterie und der Schwierigkeiten diese zu versorgen ohnehin unmöglich. Die erschöpften und stark dezimierten Franzosen sind nicht in der Lage die Russen zu verfolgen. Sie beschießen den sich zurückzeihenden Feind lediglich mit einer am Brückkopf aufgestellten Batterien von sechs Geschützen. Bald feuern auch die Batterie des Hornwerkes , der Elbreduit und am Schrevenhof, ohne jedoch viel Schaden anzurichten. Bei Anbruch der Nacht erreichen die Russen wieder ihre Ausgangsstellungen. Auch General Arentschildt zieht am Nachmittag seine Truppen zurück, bleibt jedoch noch in Bereitschaft. Das 4. Bataillon der RDL hat 1 Offizier und 35 Mann an Verlusten, das 6. Bataillon 1 Offizier und 28 Mann, die Jäger-Kompanie 2 Tote. Die Gefangenen, es handelte sich um Holländer in französischen Diensten, melden sich freiwillig zur Russisch-Deutschen-Legion, wodurch die Verluste ausgeglichen werden können.
Die Kämpfe kosten die Russen 13 Offiziere und 291 Mann an Toten und Verwundeten. Von den Gardisten der Hamburger Bürgergarde werden 40 Mann getötet oder verwundet. Die Franzosen haben sogar rund 1.000 Mann an Verlusten zu beklagen. Unter ihnen befinden sie auch einige hochrangige Offiziere, wie General Osten, der 3 Wochen später verstirbt, Geneneral Romé und Oberst St. Pierre. Hinzu kommen 14 Offiziere und 600 Mann die von den Russen gefangengenommen werden. Die russischen Truppen können außerdem 12 Kanonen, 50 Tonnen Schießpulver, 30.000 Patronen und eine Menge an Wein und Lebensmitteln erbeuten.
Ein Zeitzeugenbericht aus Hamburg…
Ein Tagebuch aus dem Belagerungsjahr 1813/14 von ,Georg Christian Hönert: Am 9ten erwachte ich Morgens gegen 5 Uhr und hörte in der Ferne den Donner der Kanonen. Nach und nach kam er näher, und gegen 8 Uhr hörte man über die Elbe, wahrscheinlich von Wilhelmsburg her, auch Gewehrfeuer. Ein Gleiches vernamen wir von der Seite des Dammthoes, von woher schon um 9 Uhr 2 Wagen mit Belßierten kamen. Jetzt schlägt es 11 Uhr, und wir sehen öfters, sowol vom Damm- als Brokthor Bleßierte, vorbeykommen. Das Schießen währ fort. Auf den Gassen ist es still, weil Patroullen die Leute zu Hause gewiesen. Die Sturmglocke ist noch nicht gezogen. Auf Petrikirchhof halten die Stückknechte, und der Domplatz ist voll von Cavallerie. Das Wetter ist nebelicht und es thaut. Um 12 Uhr. Nun hört man vom Brockthor her ein fortgeseztes Gewehrfeuer, woraus wir schließen, daß es sich nähert. Officiers reiten im Gallop hin und her. Es scheint auf allen Seiten unruhig zu seyn. Einzelnd sehen wir Kanonen, Pulverwagen mehrere. Um 12 1/2 Uhr kommt ein schwer bleßierter Officier im Schliiten vorbey. Es ist 1 Uhr, und das Schießen hält noch sehr lebhaft an. Und so war es bis 5 Uhr, wenige Pauen ausgenommen. Die gräßlichen Scenen, die das Einbringen der Verwundeten veranlaßt, mag ich nicht beschreiben. Das Resultat des heutigen Tages weiß man noch nicht, Jetzt ist es sieben Uhr, und um uns Alles still…
Zweiter Angriff
Nach ein paar Tagen Ruhe, Benningsen versucht die Franzosen durch die Pause unvorsichtig werden zu lassen, erfolgt am 18. Februar der nächste Angriff auf die Wilhelmsburg. Bennigsen hat nun die Zerstörrung der Brücken als Hauptziel ausgegeben. Der Angriff erfolgt fast genau nach dem Muster des erstes Angriffes. Wieder gibt es die 3 Kolonnen mit ihren Angriffsrouten vom 9. Februar. Die Truppen des General Arentschildt sollen aber nicht Harburg angreifen, sondern über Fünfhausen kommend die Elbe überqueren und dann über Ochsenwerder die russischen Kolonnen verstärken.
Doch schon der Aufmarsch der Truppen wird frühzeitig von den Franzosen entdeckt und die Besatzung der Wilhelmsburg wird durch Raketen und Feuersignale alarmiert. Schnell ziehen sich die französischen Vorposten auf den Hauptdeich zurück, wo bereits General Rome mit zwei Bataillonen des 61. und 48. Regiments in Betreitschaft steht und General Vichery seine Reserven am Sommerdeich postiert. Die russische Kolonne Tolstoi, die ihren Weg durch französische Truppen versperrt sieht, schwenkt auf den linken Flügel der Stellung, um so über die Honarts-Schleuse und die Veddel an die Brücke heranzukommen.
In Hamburg hat Marschall Davout seinen Infanterie versammelt und während die unberittene Kavallerie, die Zöllner und die Nationalgarde die Wälle der Stadt bemannt, lässt er 9 Bataillonen in Richtung Wilhelmsburg marschieren, um die Truppen von Vichery zu verstärken. Zwei der Bataillone bleiben auf dem Grasbrook als Reserve zurück. In Hamburg selbst verbleiben 20 Bataillone auf den Alarmplätzen sowie 4 Bataillone am Stein- und Deichtor in Bereitschaft. Nachdem vom Beobachtungsposten auf der Michaeliskirche 2 feindlichen Kolonnen vom Ochsenwerder und Neuhof kommend gemeldet werden, begibt sich nun der Marschall mit seinen Reserven selbst zum Brückenkopf.
Südlich von Harburg begibt sich General Arentschildt nach Hittfeld und am Morgen gehen das 1. und das 6. Bataillon und die Jäger der RDL auf dem Elbdeich über Neuland und Fünfhausen vor. Das 2. Husaren-Regiment und die 2. reitende Batterie postieren sich bei Wilstorf, unmittelbar südlich von Harburg. Die Einheiten greifen Harburg nicht an, es kommt aber zu einigen Schusswechseln mit ein paar Verwundeten.
Am Brückenkopf kann unterdessen General Vichery durch einen Gegenangriff den Umgehungsversuch der Kolonne Tolstoi stoppen. Zusätzlich ist die Kolonne Tolstoi auch noch dem Feuer der Batterien bei Hofe und Tiefenstak ausgesetzt. Zeitgleich können sich die russischen Kolonnen Markov und Emme an der Chaussee des Kommunikationsweges vereinen. Hier gehen die russischen Truppen und Stellung und erwarteten den Angriff der Franzosen aus Richtung Norden. Da Davout aber befürchtet, in der Flanke durch weitere Truppen angegriffen zu werden, verbleibt er mit seinen Einheiten am Hauptdeich und feuert von hier aus lediglich mit den hier in Stellung gebrachten Geschützen. Diese erzielen aber kaum Wirkung, da die russischen Einheiten durch die vielen kleine Nebendeiche gut gedeckt stehen.
Am südlichen Brückenkopf befindet sich nur eine einzige französische Kompanie zur Sicherung der Brücke und Fähranlage. Diese Kompanie Franzosen, die nun von Norden durch die Russen und von Osten durch die Truppen des General Arentschildt angegriffen wird, muss sich bis an die Elbe zurückziehen. So gelingt es den Russen auf die südliche Brücke vorzustoßen und dort Teile in Brand zu setzen. Alarmiert durch das Feuer begibt sich nun General Pecheur mit seiner Reserve, 2 Kompanien des 105. Regiments und 1 Marine-Kompanie, die am Harburger Schloss in Bereitschaft standen, über die Elbe nach Wilhelmsburg. Auch Davout erblickt im Süden den Feuerschein und lässt seine Truppen angreifen. Die Russen ziehen sich jedoch sofort zurück und können über die Elbe entkommen.
Die Franzosen verlieren bei den Kämpfen dieses Tages 300 Mann an Toten und Verwundeten. Am nächsten Tag finden die Franzosen 300 tote Russen auf dem Schlachtfeld. Eine genaue Angabe zu den verwundeten Russen ist nicht sicher überliefert, die Zahl wird aber bei deutlich mehr als 400 gelegen haben. Darüberhinaus erbeuten die Russen 4 Kanonen und nehmen 7 französische Offiziere und 312 Soldaten gefangen.
Die durch den Brand entstandene Lücke von 40 Metern im südlichen Brückenabschnitt wird nach Beginn des Tauwetters von den Franzosen in nur 3 Tagen wieder ausgebessert.
Das Ende
Nach diesen Großangriffen kommt es immer wieder zu kleineren und größeren Vorstößen auf die Wilhelmsburg. So kann am 24. Februar General Bulatov unbemerkt die Wilhelmsburg erreichen und mit seinen Truppen gegen die Kommunikation-Chaussee vorgehen. Am 28. Februar unternimmt General Markov einen Vorstoß auf die Wilhelmsburg, wobei er die Insel komplett überquert und schließlich Bill- und Ochsenwerder erreicht. Die Russen verlieren bei dieser Aktion 20 Mann, können aber mehr als 220 Franzosen gefangen nehmen. Am 5. März macht General Fürst Bagration (Bruder des bekannten Generals) einen Überfall auf unverschanzte Vorposten der Wilhelmsburg, tötet eine Reihe von Franzosen und nimmt 13 französische Kürassiere und 16 Infanteristen gefangen. Mitte März ist das Überqueren der Wasserwege durch Tauwetter extrem schwierig geworden, was die Angriffe der Russen stark einschränkt.
Erst fast zwei Monate nach Napoleons Abdankung übergibt Davoût am 29. Mai 1814 die damals nördlichste Stadt Frankreichs an die Alliierten und marschiert mit seinem Soldaten zurück in die Heimat.
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Autor: franktactica / FIGUREN UND GESCHICHTEN