U-Boot-Bunker St. Nazaire

Zu den eindrucksvollsten U-Boot Bunkern des 2. Weltkrieges zählt die Anlage in der französischen Hafenstadt St. Nazaire, die in der Mündung des Flusses Loire liegt. Grund für die Wahl von St. Nazaire war natürlich die ideale Lage der Hafenstadt, aber auch das bereits vorhandene große Dock Normandie. Diese Trockendock, dass auch als Schleuse zum Hafen diente, konnte große Schlachtschiffe, wie die Bismarck und die Tirpitz aufnehmen. Wie auch die Bunkeranlagen von Lorient und La Rochelle, von denen ich schon in anderen Artikel berichtet habe, liegt der U-Boot-Bunker St. Nazaire an der Westküste der Bretagne.

Im Gegensatz zu den U-Boot Bunkern in Brest, La Rochelle und Lorient, die heutzutage kommerziell oder militärisch genutzt werden, steht die Bunkeranlage in St. Nazaire leer und kann von Besuchern fast komplett erkundet werden.

Mit dem Konzept „Ville Port“ hat die Stadt versucht den Bunker, die Hafenanlagen und die Stadt zusammenzuführen. Es gibt Kunstprojekte im und auf dem Bunker, eine Rampe, die auf das Dach des Bunkers führt und diverse Infotafeln. Trotzdem bleibt die Bunkeranlage ein Fremdkörper in der Stadt. Nur die neue Hafenpromenade lenkt etwas von der trostlosen Stimmung im Zentrum ab. Dennoch ist der Besuch von St. Nazaire und er Umgebung ungemein interessant.

Ansicht des Bunker vom Südhafen aus.

Die Rückseite des Bunkers.

Der Eingang im Süden.

Die dicken Panzertüren am Südeingang des Bunkers.

U-Boot Bunker

1941 begannen die deutschen Besatzungstruppen mit dem Bau der U-Boot-Basis im Hafen von St. Nazaire und schon nach 4 Monaten, am 30. Juni 1941 konnten die ersten drei Trockendocks des Hauptbunkers fertiggestellt werden. Es waren die ersten verbunkerten Liegeplätze für U-Boote außerhalb von Deutschland.

Der Bunker mit seinen 14 Boxen, die 20 U-Boote fassen konnten, ist 299 m lang, 124 m tief und rund 18 Meter hoch. Die Bunkerdecke hat an der dicksten Stelle eine Stärke von 8,75 Meter. Der Hauptbunker besteht aus drei Bauabschnitten. Der erste Abschnitt mit den drei Trockendocks, den Nummer 6 bis 8 und den vier Nass-Doppelboxen mit den Nummern 9 bis 12 war wie erwähnt im Juni 1941, der zweite Abschnitt mit den fünf Trockendocks 1 bis 5 im Januar 1942 und der dritte Abscchnitt mit den zwei Nass-Doppelboxen 13 und 14 war Mitte 1942 fertiggestellt.

Die großen Hallen der Nassboxen waren Liegeplätze für zwei U-Boote.

Einfahrt in eine der Nassboxen.

Die Deckenkonstruktion der Boxen.

Die Trockendocks mit ihren Schleusentoren konnten in nur 75 Minuten leer gepumpt werden.

Im großen Quergang waren Eisenbahnschienen verlegt.

Noch heute sind die aufgemalten Nummer der Boxen gut zu erkennen.

Man erkennt gut die Halterungen für den Laufkran und Kabel.

Die Anlage wurde 1942 zur Kriegswerft erweitert und erhielt dann Werkstätten, Medizinische- und Versorgungs-Einrichtungen. Ab Juni 1943 wurde die Bunkerdecke durch eine zweite Betonschicht und schließlich durch eine Fangrost-Sicherung verstärkt, welche aber nur zu einem Drittel fertiggestellt werden konnte.

Die Aussichtsplattform auf dem Hauptbunker.

Die Fangrost-Sicherung bestand aus 3,8 Meter hohen Frangrostwänden…

…auf denen in 30 cm Abständen die 1,5 Meter hohen Fangrostrippen lagen.

Querschnitt durch die Bunkerdecke, die an dieser Stelle aufgeschnitten wurde, um einen Treppenschacht, der auf das Dach führt, Platz zu machen.

Diese Dachkonstruktion soll die Schockwelle von Bomben abfangen.

Einer der FLAK-Türme auf dem Dach ist jetzt ein Aussichtsturm.

Überall sind Nahverteidigungsanlagen im Bunker eingebaut.

Der Hafen

Der Hafen ist in drei Bereiche unterteilt, dem Vorhafen (Avant Port), der ohne Schleuse den Gezeiten ausgesetzt ist, dem Südhafen, in dem auch der U-Boot Bunker liegt und dem Nordhafen. Wegen der starken Schwankungen zwischen Ebbe und Flut konnte der Nor- und Süd-Hafen nur durch eine Schleuse angefahren werden. Der Südhafen hat zwei Zugänge zum Meer. Eine Schleuse im Osten und einen im Süden, die in den Vorhafen führt.

Die Südschleuse kann über eine Hebebrücke überquert werden.

Die alte Kaimauer im Südhafen ist noch komplett erhalten.

Schleusenbunker

Da ein in der Schleuse wartendes U-Boote ein leichtes Ziel bei Luftangriffen war, bauten man einen gigantischen Schleusenbunker, der gegenüber dem U-Boot-Bunker, neben der östlichen Schleuse errichtet wurde. Der Schleusenbunker mit einer Lähe von 155 Metern und 25 Metern Breite konnte jedoch erst Mitte 1944 fertiggestellt werden, so dass er im restlichen Kriegsverlauf kaum noch eine Rolle spielte.

Heute ist in der Schleuse seit August 1986 das U-Boot S637 Espadon untergebracht und dient als Museum.

Wie auch beim Hauptbunker, kann man über eine Treppe auf das Dach gelangen, dass als Aussichtsplattform dient. Von hier aus hat meinen eine sensationelle Aussicht auf den Hafen, den Hauptbunker und das Dock Normandie

Die Schleuse erhielt zahlreiche Nahverteidigungsanlagen, unter anderem einen Sechsscharten-Panzerturm des Typs 40P8 sowie zwei Flakbettungen für 40 mm Bofors Geschütze.

Neben dem Schleusenbunker liegt die „kleine Schleuse“ mit der alten Einfahrt zum Hafen.

Verteidigungsanlagen

Im Umland von St. Nazaire entstanden als Teil des Atlantikwalls auch zahlreiche Bunkeranlagen. Die deutsche Verteidigung in St. Nazaire galt als zweitstärkste im westlichen Frankreich nach Brest. Erwähnt sei hier nur die Batterie von vier 105-mm-Geschütze und zwei 240-mm-Eisenbahngeschütze bei Batz-sur-Mer. Hier ist heute das Museum im „Großen Blockhaus“ untergebracht, welches zunächts restauriert und schließlich 1997 eröffnet wurde.

U-Boote Flottille

Bereits im Sommer 1941 war die erste Anlegestellen fertig für den Betrieb und die Kriegsmarine verlegte die 6. Flottille aus Danzig und 7. U-Boot Flottille aus Kiel nach St. Nazaire. Beide Verbände von Typ VII U-Booten sollte im Atlantik eingesetzt wurden. Das erste Boot, dass den Hafen erreichte, war U-203 mit Kapitänleutnant Mützelburg. Am 8. Mai fuhr das letzte U-Boot, U-255 aus dem Bunker, um sich 4 Tage später den Alliierten zu ergeben.

U-96 mit seinem Kommandanten Lehmann-Willenbrock fährt in den Hafen.

3 Boote wollen den Hafen über die Südschleuse verlassen.

Schiffsdock

Als bedeutende Hafen- und Werftstadt besaß St. Nazaire schon vor dem 2. Weltkieg ein sehr großes Dock, das einzige an der Atlantikküste, das sich für große Schlachtschiffe, wie die Bismarck oder die Tirpitz eignete. Das Dock war von 1924 bis 1928 gebaut worden, um den Dampfer Normandie aufzunehmen und wird daher auch Normandie-Dock genannt. Es ist 350 m lang, 50 m breit und liegt zwischen dem Hafenbecken der Werft Chantiers de Penhoët und der Loiremündung. Die Schleusen des Docks wurden im Caisson-and-camber-Stil erbaut, jede aus 51 m langen und 11 m breiten hohlen Stahlteilen.

Operation Chariot

Natürlich darf in diesem Bericht nicht die Erwähnung der Operation Chariot fehlen. Dieses britische Kommandounternehmen fand in der Nacht auf den 28. März 1942 statt und richete sich auf das Dock Normandie im Hafen von St-Nazaire Die britische Admiralität fürchtete, dass das größte Schlachtschiff der Deutschen Kriegsmarine – die Tirpitz – im Atlantik eingesetzt werden sollte, wofür auch ein Dock für die Instandsetzng notwendig war. Für Arbeiten an einem Schiff dieser Größe hatte nur das Dock Normandie ausreichende Dimensionen. Der Plan des Unternehmens sah wie folgt aus: Eine Flottille von Schiffen sollte die Flussmündung der Loire hinauffahren, während die deutsche Verteidigung von Luftangriffen beschäftigt werden sollte. Die HMS Campbeltown wurde mit Sprengstoff beladen und sollte die Tore des Trockendocks rammen. Die Kommandoeinheiten hatten die Aufgabe an Land zu gehen und weitere Ziele zu zerstören. Die Männer sollten  anschließend wieder auf die Schiffe gehen und St. Nazaire verlassen. Einige Stunden später sollte die Campbeltown explodieren und das Trockendock zerstören.

Trotz einiger Unwegbarkeiten rammte das Schiff um 01:34 Uhr das südliche Schleusentor. Sieben Kommando-Teams verließen das Schiff und konnten die meisten ihrer Ziele zerstören. Die anderen Boote hatten jedoch nicht so viel Glück und viele wurde zerstört. Bei den folgenden Kämpfen wurden von den ursprünglichen 611 Männer, 169 getötet und 200 gefangen genommen. Die Sprengladungen der Campbeltown explodieren um 10:35 Uhr, als Deutsche das Wrack untersuchten und riss 250 Soldaten und Zivilisten in den Tod. Das Trockendock wurde zerstört und konnte erst zehn Jahre später repariert werden.

 

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Autor: franktacticaFIGUREN UND GESCHICHTENFIGUREN UND GESCHICHTENFIGUREN UND GESCHICHTEN

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